46. Deutsche Psychotherapeutentag – Gemeinsam anpacken und loslegen!
Zum 46. Deutschen Psychotherapeutentag (DPT) versammelten sich die Bundesdelegierten aller Landeskammern sowie die Bundespsychotherapeutenkammer am 16. und 17. Mai in Leipzig. Auf der Tagesordnung standen die Finanzierung der Weiterbildung, Qualitätssicherung und die Psychosozialer Notfallversorgung.
Dr. Gregor Peikert, Präsident der gastgebenden Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer, eröffnete die Versammlung mit klaren Worten: Die Spannung und Unzufriedenheit in Deutschland steige an, Zweifel an der Demokratie und ökonomische Belastungen hätten neue Höhen erreicht – hier müsse eine starke psychotherapeutische Versorgungsstruktur anschließen, um in Zeiten der Unsicherheit Stabilität zu bieten. Voraussetzung dafür sei jedoch zunächst eine strukturelle Basis, die Forschung, Prävention und umfassende Behandlung zulasse. Auch Petra Köpping, Sächsische Staatsministerin für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, schloss sich dem an und betonte dabei die starke Verunsicherung der Menschen insbesondere im Osten Deutschlands.
Im Koalitionsvertrag wurden bereits erste Schritte für ein stärkeres psychotherapeutisches Versorgungssystem eingeleitet. Die festgeschriebenen Ziele seien begrüßenswert, bekräftigte auch Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), entscheidend sei jedoch eine schnelle Umsetzung. Damit richtete sich die Präsidentin an den Berufsstand: „Gemeinsam müssen wir an einer effektiven Konzeptentwicklung arbeiten, um die Versprechen der Regierung in konkrete Handlungen umzuwandeln.“
Weiterbildung
Nach wie vor ist die Finanzierung der Weiterbildung ein zentrales Thema. Der BPtK zufolge müsse man ab 2026 mit etwa 2.500 Universitätsabsolvent*innen pro Jahr rechnen. Demgegenüber stünde zurzeit eine zweistellige Anzahl an Weiterbildungsplätzen. Deren Finanzierung ist auch im Koalitionsvertrag verankert, das sei aber keine Garantie. Für alternative Lösungen müsse man offen sein, fügte Benecke hinzu, eine ungleichwertige Alternative sei jedoch inakzeptabel: „Wir fordern nicht mehr oder weniger als ein menschenwürdiges Auskommen”.
Qualitätssicherung
Einen zentralen Diskussionspunkt der Versammlung bildete die aktuelle Sachlage der Qualitätssicherung (QS) in der Psychotherapie. Trotz starker Einwände der Profession, wird das IQTIG-Modell zur QS derzeit in NRW erprobt. Der zu hohe Zeitaufwand und die Kosten standen erneut in scharfer Kritik. Andreas Pichler, Präsident der Psychotherapeutenkammer NRW, berichtete von der beunruhigten Stimmung der Psychotherapeut*innen vor Ort. Das Kollegium in NRW sei durch das bürokratiereiche Verfahren zunehmend eingespannt. Bedeutende Zeit, die auf anderer Seite für die Behandlung der Patient*innen fehle. Der Bericht führte zu einer ausführlichen Diskussion über ein mögliches professionseigenes QS-Modell. Auch die Frage, ob ein verpflichtendes QS-Verfahren überhaupt notwendig sei, kam auf. Als Gast des 46. DPT stellte Dr. Mathias Volz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Kassel, das QSA/QSP-Modell von Dr. Cord Benecke vor – als eine Option für eine professionseigene Alternative zum IQTIG-Modell. Wenn Sie mehr dazu erfahren möchten lesen Sie gerne unseren Bericht zur Fortbildungsveranstaltung „Qualitätssicherung – Alternativen zum IQTIG-Modell“ der PTK Hessen.
Psychosoziale Notfallversorgung
Angesichts der aktuellen globalen Krisen wurde beim DPT auch über Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) im Kontext des Zivil- und Katastrophenschutzes gesprochen. Sabine Maur, Vizepräsidentin der BPtK, sprach diesbezüglich über die Wichtigkeit von Prävention und Nachsorge auch in langfristiger Planung. Die Beteiligung von Psychotherapeut*innen an solchen Maßnahmen müsse im Landesrecht verpflichtend und gesetzlich festgeschrieben werden. Krisen wie Extremwetterereignisse, Terroranschläge sowie eine bedrohte Sicherheitslage seien keine Herausforderungen der fernen Zukunft mehr. Um in Ernstfällen effektive Akuthilfe leisten zu können, müsse die psychotherapeutische Arbeit eine klare Verortung in der PSNV erhalten.
Resolutionen
Der 46. Deutsche Psychotherapeutentag in Leipzig verabschiedete am 17. Mai 2025 folgende Resolutionen:
- Mental Health in and for all Policies: Psychische Gesundheit nachhaltig fördern
- Qualifizierte Steuerung von Patient*innen durch Psychotherapeut*innen stärken!
- Datenschutz bei der elektronischen Patientenakte für Kinder und Jugendliche verbessern
- Psychotherapeutische Versorgung jetzt zukunftsfest aufstellen! Bedarfsplanung reformieren und Weiterbildung finanzieren!
- Das Gesundheitssystem krisenfest machen – Psychosoziale Notfallversorgung muss mitgedacht werden!
- Psychotherapie für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen stärken – Abstinenzgebot streichen
- Psychotherapeutische Expertise in somatischen Akutkrankenhäusern verankern
- Nutzung digitaler Medien bei Kindern und Jugendlichen – Seelische Gesundheit schützen!
- Sprachmittlung im Gesundheitswesen endlich gesetzlich verankern!
Einen ausführlichen Bericht der BPtK finden Sie hier.