BPTtK Workshop: Effektive Qualitätssicherung statt IQTIQ-Kontrolle
Mitte Januar veranstaltete die BPtK einen Workshop zum Thema Qualitätssicherung. Inhalt des Workshops war die kritische Auseinandersetzung mit dem Qualitätssicherungsverfahren für die ambulante Psychotherapie bei Erwachsenen, das vom Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIQ) nach Beauftragung durch den G-BA entwickelt wurde. Dieses Verfahren wird derzeit in einer fünfjährigen Testphase in NRW erprobt und soll anschließend in ganz Deutschland eingeführt werden. Die BPtK und eine Bund-Länder-AG „QS“ haben den Entwicklungsprozess des Verfahrens durch das IQTIQ begleitet und sich wiederholt kritisch dazu geäußert. Auch von Seiten der Wissenschaft und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) reißt die Kritik hinsichtlich des Verfahrens nicht ab. Hauptkritik: Das IQTIQ-Verfahren wird als ineffektiv, übermäßig aufwendig und unwissenschaftlich bezeichnet beurteilt.
Nikolaus Melcop, Vorstandsmitglied BPtK, stellte die Kritikpunkte am IQTIQ-Modell ausführlich dar. Er betonte, dass der gesetzliche Auftrag zur Qualitätssicherung der Psychotherapie bestehe und ein Alternativmodell benötigt werde, um diesen gesetzlichen Auftrag zu erfüllen und das IQTIQ-Modell außer Kraft zu setzen.
Prof. Wolfgang Lutz, Universität Trier, stellte die Historie aller existierenden Qualitätssicherungsmodelle vor, die für die ambulante Psychotherapie bereits aus der Profession entwickelt wurden. Er betonte die sehr gute Evidenz für Psychotherapie im Allgemeinen und machte deutlich, dass Qualitätssicherungssysteme, die auf Monitoring und Feedback beruhen für den Therapieprozess und für Psychotherapeut*innen hilfreich seien.. Wichtig sei aber vor allem auch, dass ein Qualitätssicherungssystem Akzeptanz unter den Psychotherapeut*innen finde.
Anschließend wurden fünf verschiedene Monitoring- und Feedbacksysteme aus den unterschiedlichen Psychotherapieverfahren vorgestellt. Alle Systeme sind meist verfahrensübergreifend anwendbar und einige können, anders als das IQTIQ-System, auch für die Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen genutzt werden. Alle Systeme bieten interne Hilfen für Psychotherapeut*innen und Ambulanzen und sind im Gegensatz zum IQTIQ-Modell nicht auf externe Vergleiche der einzelnen Psychotherapiepraxen ausgerichtet. Folgende Modelle wurden dargestellt: das QVA/QSP-Projekt bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen von Prof. Dr. Cord Benecke und Dr. Matthias Volz der Universität Kassel, das Greifswalder Psychotherapie-Navigationssystem von Eva Lotte Brakemeier und Tim Kaiser, der Trierer Therapienavigator von Prof. Lutz der Universität Trier, Sys. Dok und SNS von Prof. Dr. Hunger-Schoppe und Prof. Dr. Schiepek (systemisches Modell) und KODAP, ein Monitoring in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, vorgestellt von Prof. Dr. Tina In-Albon.
Im letzten Vortrag erläuterte Cornelia Metge, Vorstandsmitglied BPtK, die Anforderungen an ein professionseigenes Qualitätssicherungssystem. Die Diskussion mit den anwesenden Politikern (Dirk Heidenblut, SPD und Alexander Föhr, CDU) machte deutlich, dass Rückmeldungen und Kritik am bestehenden IQTIQ-Verfahren in der Politik angekommen sind. Während Dirk Heidenblut offen für die Kritik war und das Vorhaben der Psychotherapeut*innen unterstützte, hielt sich Alexander Föhr deutlich zurück und verwies auf die Notwendigkeit einer Evidenzbasierung der Psychotherapie, die eine Qualitätssicherung nötig mache.Im anschließenden Austausch wurde die Dringlichkeit der Entwicklung eines professionseigenen Qualitätssicherungsverfahrens hervorgehoben.
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, melden Sie sich jetzt zur Fortbildungsveranstaltung der PTK Hessen an: „Qualitätssicherung – Alternativen zum IQTIQ-Modell“