Entwicklungen in der Berufspraxis verlangen Änderungen in der Berufsordnung
Bericht zur neunten Delegiertenversammlung der fünften Wahlperiode
Die neunte Delegiertenversammlung (DV) der fünften Wahlperiode fand Ende Oktober in Wiesbaden statt. Neben dem Finanzbericht und dem Haushaltsplan 2025 wurden mögliche Änderungen in der Berufsordnung diskutiert. Eine langjährige Delegierte und der PiA-Landessprecher wurden verabschiedet. Im Ausschuss für Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie im Gemeinsamen Beirat wurden Mitglieder nachgewählt. In ihren Resolutionen kritisierte die DV erneut die prekäre Lage um die Finanzierung der Weiterbildung für Psychotherapeut*innen.
Kammerpräsidentin Dr. Heike Winter eröffnete die neunte Delegiertenversammlung und übergab die Sitzungsleitung anschließend erneut an die Vertreter*innen des Präsidiums – Vorstandsmitglieder Birgit Wiesemüller und Prof. Dr. Rudolf Stark.
Finanzbericht
Vorstandsmitglied Karl-Wilhelm Höffler ergänzte den Finanzbericht mit einigen Hinweisen zum Haushaltsplan 2025. Die Ausschüsse seien nach Ihrem Bedarf befragt worden, hier waren nur geringe Anpassungen notwendig. Das Digitalisierungsprojekt der Kammer habe sich aus verschiedenen Gründen verzögert und wird in 2025 mit einem angepassten Budget fortgesetzt. Die Rücklage für die Umsetzung der neuen Weiterbildung sei zu hoch gewesen. Aus diesem Grund wurde ein Antrag gestellt, den Betrag teilweise in die Betriebsmittelrücklage umzuschichten, die DV hat diesem zugestimmt.
Im Rahmen des Finanzberichts erläuterte Horst Kuhl, Kaufmännischer Leiter der PTK Hessen, die Mitgliederstruktur und -entwicklung der Kammer. Der Finanzbericht zeigte, dass die Mitgliederzahl derzeit bei 6.770 liegt, im Oktober des vergangenen Jahres waren es noch 6.621, was einen stetigen Anstieg seit 2010 widerspiegelt. Davon sind 3.955 Mitglieder als Psychologische Psychotherapeut*innen (PP) tätig, 1.126 als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen (KJP) und 183 Mitglieder haben eine Doppelapprobation und inzwischen 22 Mitglieder als Psychotherapeut*in (PT) gemäß der neuen Weiterbildung.
Horst Kuhl stellte die Beitragseinnahmen und Kosten für das Jahr 2024 vor sowie den Haushaltsplan 2025 des Kammervorstands. Zur Finanzierung des eLogbuchs muss die PTK Hessen eine Umlage an die Bundespsychotherapeutenkammer zahlen. Um diese Kosten im Haushaltsplan abzubilden musste für 2024 ein Nachtragshaushalt beschlossen werden. Auf Empfehlung des Finanzausschusses hat die Delegiertenversammlung den Nachtragshaushalt 2024 und den Haushaltsplan 2025 einstimmig angenommen. Beide sind im mitgliederinternen Bereich der PTK-Homepage veröffentlicht.
Änderung der Berufsordnung
Infolge verschiedener Entwicklungen in der psychotherapeutischen Berufspraxis wurden potentiell notwendige Änderungen in der Berufsordnung diskutiert. Die Videotherapie beispielsweise wurde in der Pandemie zu einem zentralen Werkzeug, das die Fortsetzung der Behandlung an vielen Stellen erst möglich gemacht hat. Nach der Pandemie sind viele Patient*innen in die Praxen zurückgekehrt, aber die Videotherapie bietet weiterhin eine wichtige Alternative. Aus berufspolitischer Sicht birgt die digitale Behandlung aber auch eine Vielzahl an Herausforderungen und Fragen, die es zu klären gilt. Muss ein*e Psychotherapeut*in in allen Kammern Mitglied sein, wenn er*sie bundesweit per Video therapiert? Kann ein*e Psychotherapeut*in ausschließlich über Video therapieren? Der Gemeinsame Bundesausschuss hat hierzu noch keine Festlegungen getroffen, der Gesetzgeber hat im Digitalgesetz einen Wegfall der 30% Begrenzung festgelegt. Diskutiert wurde deshalb, ob es weiterer Regelungen in der Berufsordnung bedarf, um die Sicherung der Behandlungsqualität, vor allem in Krisensituationen, zu gewährleisten.
Darüber hinaus wurde über den Behandlungsbegriff in der Berufsordnung gesprochen. Die unterschiedliche Benennung, wie zum Beispiel Psychotherapie, psychotherapeutische Behandlung oder psychotherapeutische Tätigkeit führt zu Problemen in der Auslegung – unter anderem in der Frage, ob probatorische Sitzungen Teil der psychotherapeutischen Behandlung sind.
Ein weiteres Thema war die (Un-) Vereinbarkeit von einer Berufstätigkeit als Heilpraktiker*in in Kombination mit einer Approbation als Psychotherapeut*in. Die Berufsordnung in Hessen ist dahingehend nicht eindeutig, während die Musterberufsordnung (MBO) eine Kooperation nur mit Angehörigen anderer verkammerte Heilberufe erlaubt – was die Kombination ausschließen würde. Der Ausschuss für Ethik und Berufsordnung der PTK Hessen tendiert dazu, die Formulierung der MBO zu empfehlen.
Status quo Weiterbildung für Psychotherapeut*innen
Die Delegierten diskutierten über die Weiterentwicklung der WBO PP/KJP. Die Zweitverfahrensregelungen gemäß der Psychotherapievereinbarung werden auslaufen, d.h. wer vor dem 1.4.2026 ein Zweitverfahren an einem anerkannten Ausbildungsinstitut absolviert, darf diese Fortbildung zur Erlangung der Abrechnungsgenehmigung noch nach den jetzigen Regelungen beenden. Danach könnte ein Zweitverfahren nur noch über eine Bereichsweiterbildung der Kammer absolviert werden. Dazu ist es notwendig, dass die WBO Hessen an die MWBO angepasst wird du die Verfahren AP, TP und VT in die Bereichsweiterbildung aufgenommen werden. Die Delegiertenversammlung war demgegenüber positiv eingestellt.
Darüber hinaus wurde auch über die MWBO P diskutiert und über die Änderungsanträge, die auf dem kommenden DPT abgestimmt werden sollen, diskutiert. Hier handelte es sich um die wechselseitige Anerkennung von Selbsterfahrungsleitern aus dem Gebiet Erwachsene für das Gebiet Kinder und Jugendliche und umgekehrt sowie über die Möglichkeit der berufsbegleitenden Bereichsweiterbildung und Änderungsanträge zur Ausgestaltung der Bereichsweiterbildung Spezielle Schmerzpsychotherapie und Diabetes.
Personelle Veränderungen
Helga Planz wurde nach 20 Jahren Kammertätigkeit aus der Delegiertenversammlung verabschiedet. Sie engagierte sich als Delegierte, im Ausschuss für Qualitätssicherung und in der Arbeitsgruppe der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen. Die Nachwahl wird in der kommenden Sitzung Ende März 2025 stattfinden. Steffen Schiele hat in den vergangenen vier Jahren als PiA-Landessprecher (Psychotherapeut*in in Ausbildung) den Nachwuchs des Berufsstandes in der Delegiertenversammlung vertreten und scheidet nun nach seiner bestandenen Approbationsprüfung aus. Seine Nachfolge wird ein Team aus drei PiAs antreten: Monika Ochmann (GAP, PP), Erik Walter (Horst-Eberhard-Richter-Institut Gießen, PP), Eva Maria Buchwald (Justig Liebig Universität, KJP). Kammerpräsidentin Dr. Winter dankte beiden für ihre tatkräftige Unterstützung und das Engagement in der Kammer.
Nach dem Ausscheiden von Dr. Maria Weigel, Delegierte, sollen Else Döring, Vizepräsidentin, und in Stellvertretung Franziska Reichard, Delegierte, dem Hessischen Ministerium für Familie und Gesundheit (HMFG) für die Nominierung im Gemeinsamen Beirat vorgeschlagen werden. Dieses Gremium dient dem Austausch mit ärztlichen Kolleg*innen, im Mittelpunkt des Austausches stehen Fragen zur Ausübung der Psychotherapie, der Weiterbildung und der Berufsordnung. Der Landesgesetzgeber hat diesen Beirat geschaffen und beruft die Mitglieder auf Vorschlag der beiden Kammern.
Ergebnisse der Nachwahlen
Ausschuss für Aus- Fort- und Weiterbildung
Angela Drescher (VT-AS PP)
(Nachfolgerin für Dr. Charlotte Reidenbach, VAIR PP)
Gemeinsamer Beirat
Else Döring (DPtV PP, KJP)
Stellv.: Franziska Reichard (QdM PP)
Resolution: Finanzierung der Weiterbildung
Während ihrer neunten Sitzung hat die Delegiertenversammlung eine Resolution zur Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung verabschiedet. Darin fordert sie eine sofortige Regelung zur Finanzierung der Weiterbildung im GVSG-Kabinettsentwurf. Neben der Vergütung für die Versorgungsleistungen, die die Psychotherapeut*innen in Weiterbildung erbringen, müssen auch notwendige Betriebskosten der Ambulanzen und Praxen sowie die Kosten für Theorie, Supervision und Selbsterfahrung berücksichtigt werden. Ebenso ist eine Regelung zur Sicherung der stationären Weiterbildung erforderlich.
Termine
10. Delegiertenversammlung 28./29. März 2025
Ort: voraussichtlich Hotel Oranien, Wiesbaden