Europäischer Depressionstag: Jugend in der psychischen Krise

07.10.2024 | Kategorie:

Eine Generation, die belastet ist – das scheint den derzeitigen Nachwuchs am besten zu beschreiben. Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden noch immer unter den Nachwirkungen der Pandemie. Etwa 3-10 % aller Jugendlichen in Deutschland zwischen 12 und 17 Jahren erkranken aktuell an einer Depression.

Europäischer Depressionstag: Jugend in der psychischen Krise

Eine Generation, die belastet ist – das scheint den derzeitigen Nachwuchs am besten zu beschreiben. Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden noch immer unter den Nachwirkungen der Pandemie. Etwa 3-10 % aller Jugendlichen in Deutschland zwischen 12 und 17 Jahren erkranken aktuell an einer Depression. Mädchen sind dabei häufiger betroffen als Jungen. Auch die Statistik in Kliniken spiegelt die beunruhigende Situation wider: Psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche werden in 28% der Fälle wegen einer Depression behandelt.

Kinder und Jugendliche sind mit unterschiedlichsten Krisen, wie Krieg, Klimawandel und den Nachwirkungen der Pandemie, konfrontiert. Die Zahlen zeigen, dass die Nachwuchsgeneration stark psychisch belastet ist und dringend mehr Hilfsangebote für den Schutz ihrer Zukunft geschaffen werden müssen.

Else Döring

Vizepräsidentin, PTK Hessen

Der Europäische Depressionstag, am 6. Oktober, steht unter dem Thema “Jugend in der psychischen Krise”. Die häufig unterschätzte psychische Krankheit ist beinahe Alltag geworden in unserer Gesellschaft und dennoch haftet eine fehlleitende Stigmatisierung an ihr: Depressionen werden an vielen Stellen weiterhin nicht ernst genommen. In Deutschland leiden schätzungsweise fünf Millionen Menschen an einer behandlungsdürftigen Depression. Und trotzdem verharmlosen Menschen die Relevanz, insbesondere Betroffene selbst, aber auch beispielweise von Eltern oder Lehrer*innen. Aus diesem Grund ist ein ständiger Diskurs rund um das Thema Depression unerlässlich, um Scham oder Angst vor Urteil zu beseitigen und über die schnell zu übersehenden Symptome aufzuklären.

Doch auch Personen, die professionelle Hilfe aufsuchen, finden keinen Therapieplatz. Die Behandlungsnot unter jungen Menschen sowie Erwachsenen wächst stetig an. Die Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz betragen in Deutschland durchschnittlich 5 Monate – genug Zeit für eine Depression ihr vollstes Ausmaß anzunehmen und das Leid der Erkrankten zu vervielfachen.

Psychotherapeut*innen sind mit der hohen Nachfrage überfordert. Seit Jahren kämpft die PTK Hessen nun für eine neue Bedarfsplanung, um die akute Notsituation zu verändern sowie für eine geregelte Finanzierung der Weiterbildung für Psychotherapeut*innen, um zukünftig einen noch größeren Mangel in der Psychotherapieversorgung zu verhindern und Betroffene ausreichend in der Therapie unterbringen zu können.

Zahlen des letzten Jahres zeigen, dass Depressionen zunehmend das soziale und wirtschaftliche Leben betreffen – mehr als 10.000 Suizide ereigneten sich 2023 in Deutschland, deren Ursprung meistens auf vorherige psychische Erkrankungen zurückzuführen waren. Der DAK-Psychreport 2024 berichtet von psychischen Erkrankungen als dritthäufigste Krankschreibungsgrund – depressive Zustände liegen dabei an der Spitze der Ursachen.

Nicht nur alarmierend für die einzelnen Betroffenen und deren Umfeld, sondern auch ganz klar für unsere Volkswirtschaft. Psychische Erkrankungen sorgen für lange Krankschreibungen und frühe Verrentung. Eine Psychotherapie wäre deutlich günstiger!

Dr. Heike Winter

Präsidentin, PTK Hessen

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