Hessischer Psychotherapeutentag 2025: Die PTK Hessen lädt Sie ein!
Am 23. & 24. Mai 2025 veranstaltet die PTK Hessen den 13. Hessischen Psychotherapeutentag unter dem Motto: "Spannungsfelder der Psychotherapie". Alle Mitglieder und fachlich Interessierten sind herzlich eingeladen, sich im Rahmen dieser besonderen Veranstaltung zum Thema ihrer Wahl fortzubilden und gemeinsam neue Perspektiven für die Praxis zu entwickeln.
Thema: Spannungsfelder der Psychotherapie
Die vergangenen Jahre haben die psychische Gesundheit vieler Menschen auf eine harte Probe gestellt. Globale Krisen, gesellschaftliche Umbrüche und die wachsende Belastung durch Digitalisierung und soziale Isolation haben nicht nur Erwachsene, sondern insbesondere auch Kinder und Jugendliche stark beeinflusst. Psychotherapiepraxen sind voller denn je – ein Spiegelbild der steigenden Nachfrage nach Unterstützung in einer Welt, die sich immer schneller verändert.
Vor diesem Hintergrund steht der Hessische Psychotherapeutentag unter dem Leitmotiv, aktuelle Herausforderungen zu benennen und zukunftsweisende Ansätze für die psychotherapeutische Praxis zu diskutieren. In einer Zeit, in der technologische Innovationen das Potenzial haben, die therapeutische Arbeit grundlegend zu verändern, müssen wir Chancen und Risiken gleichermaßen abwägen. Ebenso wichtig ist es, über die Auswirkungen gesellschaftlicher Polarisierungen, die psychische Gesundheit junger Menschen und die Herausforderungen neuer Krankheitsbilder wie Post-Covid zu sprechen.
Die zweitägige Veranstaltung bietet inspirierende Vorträge und praxisnahe Workshops, die wissenschaftlich fundierte Einblicke und konkrete Handlungsansätze für den therapeutischen Alltag liefern. Themen wie die Rolle von Technologie, der Umgang mit digitalen Medien, die Bedeutung von Beziehungsarbeit und neue therapeutische Ansätze bei chronischen und gesellschaftlich relevanten Belastungen stehen dabei im Mittelpunkt.
Der Hessische Psychotherapeutentag 2025 lädt ein, gemeinsam über diese Themen zu reflektieren, neue Perspektiven kennenzulernen und innovative Methoden für die Praxis zu entwickeln – stets mit dem Ziel, Menschen in belastenden Zeiten bestmöglich zu unterstützen.
Vorveranstaltung
Vorträge am Freitag, 23. Mai 2025
für den psychotherapeutischen Nachwuchs mit Dr. Heike Winter und Sabine Wald
„Informationen zur neuen Weiterbildung“´
für Studierende und neuapprobierte Psychotherapeut*innen (nach neuem Masterabschluss)
Der neue Studiengang Psychotherapie stellt viele vor die Frage: Was kommt nach der Approbation? In dieser Veranstaltung erhalten Sie grundlegende Informationen zur neuen Weiterbildung, zur Finanzierung und zu aktuellen politischen Herausforderungen.
„Wege zur Zulassung – wie bekomme ich einen Kassensitz?“
für Studierende, PiAs und neuapprobierte PP/KJP
Der Wunsch nach einer eigenen Praxis ist groß, doch der Weg zum eigenen Kassensitz bringt einige Hürden mit sich. Diese Veranstaltung zeigt Ihnen Möglichkeiten und Wege zur Zulassung auf und gibt praxisnahe Tipps, worauf Sie achten sollten, um erfolgreich in die Niederlassung zu starten.
für angestellte Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mit Karl-Wilhelm Höffler
"Brüche, Konflikte und Vertrauen in der alltäglichen Arbeit in Klinik, Beratungsstelle und MVZ"
Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten arbeiten in Kliniken, Beratungs- oder Jugendhilfeeinrichtungen, in Verwaltung, Hochschulen, Wirtschaftsunternehmen, MVZ oder anderen Institutionen. Rund 1.200 Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sind in Hessen angestellt tätig.
Zum 13. Hessischen Psychotherapeutentag möchten wir mit Ihnen über Ihre Arbeitsbedingungen, Erfahrungen mit alltäglichen Abläufen, Ihre Wünsche an den Arbeitgeber und auch an die Kammer ins Gespräch kommen.
Das Thema „Brüche, Konflikte und Vertrauen in der alltäglichen Arbeit“ ist ein weit gesteckter Rahmen, der Platz bietet für viele spannende und herausfordernde Themen angestellter psychotherapeutischer Tätigkeit.
„Brüche, Konflikte und Vertrauen in der alltäglichen Arbeit“ bezieht sich nicht nur auf die Arbeit mit Patient*innen, sondern auch auf die Zusammenarbeit in psychotherapeutischen Teams (bei möglicherweise unterschiedlicher Qualifikation), auf die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen (Weisungsrechte), auf Anforderungen der Leitung (Dienste), auf Wünsche an die Leitung (Wertschätzung, Aufstiegschancen, Vergütung).
Als Mitglieder im Ausschuss „Psychotherapie in Institutionen“ und im Kammervorstand freuen wir uns über Ihre Beteiligung an unserer Gesprächsrunde. Der Austausch wird Ihnen auch zeigen, wie wir uns gegenseitig unterstützen können – zum Beispiel durch die Weitergabe von Erfahrungen und Tipps.
Abendveranstaltung für alle Interessierten, Festvortrag mit Prof. Dr. Markus Langer
"KI in der Psychotherapie: Revolution oder Risiko?"
Künstliche Intelligenz (KI) ist ein allgegenwärtiges Thema – sie findet sich auf unseren Smartphones und könnte schon bald eine Rolle in der psychotherapeutischen Diagnostik, der Therapieplanung und in der Gestaltung der Beziehung zu Patientinnen und Patienten spielen. Dieser Vortrag bietet zunächst eine kompakte Einführung in die für die Psychotherapie relevanten Grundlagen der KI. Im Anschluss wird ein Überblick über aktuelle Anwendungen und potenzielle zukünftige Einsatzmöglichkeiten von KI in der psychotherapeutischen Praxis gegeben. Dabei werden sowohl die Chancen als auch die Risiken des KI-Einsatzes beleuchtet, bevor abschließend mögliche nächste Schritte für die Integration von KI in die psychotherapeutische Versorgung diskutiert werden.
Im Anschluss an den Festvortrag laden wir Sie herzlich zum Get Together und Fingerfood ein.
Hauptprogramm
Vorträge am Samstag, 24. Mai 2025
Zukunft der Psychotherapie
Durch die zunehmende wissenschaftliche Fundierung der Psychotherapie hat diese weltweit einen Erfolgszug in die leitlinienorientierten Behandlungsempfehlungen und Versorgungssysteme erreicht. Aber es gibt auch Schattenseiten der Befunde, die darauf hinweisen, dass viele Menschen nicht ausreichend von Psychotherapie profitieren. Deshalb brauchen wir ein neues Grundverständnis für Psychotherapie, das eine dynamischere Weiterentwicklung ermöglicht. Gerade die in Deutschland erfolgte Umstellung durch das Psychotherapeutengesetz schafft die Möglichkeit, Psychotherapie neu zu denken und neue Quellen für Innovation zu implementieren. Diese Möglichkeiten werden im Vortrag dargestellt.
Referent: Prof. Dr. Winfried Rief
Brüche in der therapeutischen Beziehung
Die therapeutische Arbeitsbeziehung wird als wesentliches Element einer erfolgreichen Psychotherapie aufgefasst. Entsprechend gibt es Bemühungen, systematische Strategien zu entwickeln und zu vermitteln, mit denen Beeinträchtigungen und Brüche der therapeutischen Allianz identifiziert und bearbeitet werden können. Der Vortrag beschreibt diese Strategien und die Grundprinzipien eines allianzfokussierten Trainings von Psychotherapeut*innen.
Referent: Prof. Dr. Bernhard Strauß
Dem Wissen eines anderen vertrauen lernen: Epistemisches Vertrauen als Veränderungsmechanismus in der Psychotherapie
In der Psychotherapie erleben wir aktuell einen Paradigmenwechsel von der störungs- und verfahrensspezifischen Ausrichtung hin zu einer Kompetenz- und Mechanismus-Orientierung. Dabei spielen neue dimensionale Modelle von Psychopathologie eine entscheidende Rolle, die den Schweregrad der Erkrankung neben die spezifischen Symptomcluster stellen. Dabei rücken Mechanismen der Chronifizierung in den Mittelpunkt der Betrachtung und sind Ausgangslage für Prävention. Ein solcher Mechanismus ist das epistemische Vertrauen, d.h. das Vertrauen in das Wissen anderer, das uns in sozialen vermittelt wird. Im Vortrag wird epistemisches Vertrauen entwicklungspsychologisch hergeleitet und als ein Mechanismus von Psychopathologie und Veränderung in der Psychotherapie erläutert.
Referentin: Prof. Dr. Svenja Taubner
Verhaltenssüchte 4.0: Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im digitalen Zeitalter
Die Nutzung von sozialen Netzwerken, Games und Online-Videos gehört zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten von Kindern und Jugendlichen. Das Internet bietet viele Möglichkeiten, birgt jedoch auch Gefahren für die psychische Gesundheit. Mit einem Fokus auf abhängigen Nutzungsmustern digitaler Anwendungen beschäftigt sich der Vortrag mit diesen Gefahren und damit wie eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gefördert werden kann.
Referentin: Dr. Kerstin Paschke
Referent*innen / Workshopleiter*innen
Workshops am Samstag, 24. Mai 2025
Von der Macht der Erwartungen: Über Placebo und Nocebo Effekte und ihre Bedeutung für die Psychotherapie
Erwartungen von Patienten sind der stärkste Prädiktor, ob eine Therapie erfolgreich sein wird oder nicht. Placebo-und Nocebo-Forschung hat die Stärke dieser Effekte in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung aufgezeigt. Dysfunktionale Erwartungen stabilisieren auch psychische Erkrankungen in allen Varianten. Deshalb bietet sich an, psychotherapeutische Ansätze (unabhängig von deren theoretischen Wurzeln) noch stärker auf die Modifikation dysfunktionaler Erwartungen zuzuschneiden. Ein solch erwartungsfokussierter Ansatz wird sowohl für Erwartungen an Beziehungserfahrungen als auch für Erwartungen allgemein vorgestellt.
Workshopleitung: Prof. Dr. Winfried Rief
Risiko und Nebenwirkung von Psychotherapie
In der Psychotherapieforschung wurden lange Zeit fast ausschließlich die positiven Effekte von Psychotherapie fokussiert, obwohl schon lange bekannt ist, dass Psychotherapie auch Nebenwirkungen haben kann und Risiken birgt, die bspw. auch mit Unzulänglichkeiten seitens der therapeutisch Tätigen assoziiert sein können. Der Workshop gibt einen Überblick über mögliche Nebenwirkungen und Risiken, ihre Erfassung und den Umgang damit und fokussiert auch auf die Frage, wie Patientinnen und Patienten im Sinne der Gewährung von Patientensicherheit gut aufgeklärt werden können.
Workshopleitung: Prof. Dr. Bernhard Strauß
Deliberate Practice von Methoden der Mentalisierungsbasierten Therapie
Die Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) ist eine evidenzbasierte Therapie zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen. Im Workshop wird eine Interventionstechnik der MBT, der MBT-Loop, im Sinne der Deliberate Practice geübt, d.h. eine Intervention wird kleinteilig aufgebaut und durch wiederholtes Üben nach Feedback erlernt. Der MBT-Loop dient der strukturierten Erarbeitung einer neuer Perspektive auf eine spezifische Erfahrung.
Workshopleitung: Prof. Dr. Svenja Taubner
Die problematische Nutzung digitaler Medien bei Kindern und Jugendlichen: von der Ätiologie zur Therapie
In diesem Workshop werden die theoretischen Grundlagen zu Digitale-Medien-Nutzungsstörungen im Kindes- und Jugendalter vertieft. Konzepte zur wirksamen Behandlung werden am Beispiel des ressourcenstärkenden Programms für Eltern mit problematischem Medienkonsum und ihren Eltern (Res@t) vorgestellt. Interaktive Übungen dienen hierbei der praktischen Umsetzung therapeutischer Inhalte.
Workshopleitung: Dr. Kerstin Paschke
Emotionsfokussierte Therapie
Im Workshop werden die Grundlagen der Emotionsfokussierten Therapie dargestellt und die Basis für die Arbeit mit Emotionen herausgearbeitet. Die Umsetzung von Marker geleiteter emotionaler Entwicklung im Rahmen von empathischem und auf Akzeptanz basierendem therapeutischem Handeln wird für unterschiedliche emotionale Situationen dargestellt. Emotionale Veränderungsgrundlagen und Vorgehensweisen werden hierbei durch Übungen und Videosequenzen vertieft.
Workshopleitung: Dipl. Psych. André Schmidt
Psychotherapeutische Arbeit mit transgeschlechtlichen, gendernonkonformen und genderqueeren Personen
Transgeschlechtliche, gendernonkonforme und genderqueere Personen erhalten glücklicherweise in den letzten Jahren eine zunehmende Sichtbarkeit in der Gesellschaft. Nichtsdestotrotz sind sie weiterhin mit Feindlichkeit, Diskriminierung und Gatekeeping durch Behandler*innen konfrontiert. Da sie von medizinischer und psychologischer Unterstützung besonders abhängig sind, ist es eine essentielle Aufgabe für Psychotherapeut*innen, das eigene Verhalten und die eigene Machtposition zu reflektieren, wozu dieser Workshop anregen möchte.
Workshopleitung: Dipl. Psych. Jules Kilian Brauer
Moderne Ansätze zur Behandlung chronischer Schmerzen: Von Expositionen zu netzwerkbasierte Schmerzpsychotherapie
-Beschreibung folgt-
Workshopleitung: Prof. Dr. Julia Glombiewski
Therapeutische Neutralität 2.0 – Kulturelle Demut in Zeiten der Spaltung
Unsere zunehmend diverse Klientel ist Diskriminierung sowohl inner- als auch außerhalb der Therapie ausgesetzt. Welche Grundhaltung ist angemessen, um eine faire Versorgung innerhalb unfairer gesellschaftlicher Verhältnisse zu gewährleisten? Im Workshop sollen Möglichkeiten und Grenzen in der Ausrichtung der eigenen therapeutischen Haltung entwickelt werden.
Workshopleitung: Dr. Timo Slotta
Psychotherapie bei Post-Covid und ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom): Hilfreich– aber wie?
Seit der Pandemie suchen vermehrt Patientinnen mit Long Covid/Post Covid und ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/ Chronisches Fatigue-Syndrom) psychotherapeutische Unterstützung. Diese Patientinnen leiden oft unter erheblicher psychischer Belastung. Aufgrund der vielfältigen Symptome und mangelnder somatischer Therapien wird häufig ein psychosomatischer Hintergrund vermutet, was zu ineffektiven oder sogar schädlichen Behandlungen führen kann. Daher ist eine genaue differentialdiagnostische Abgrenzung zu psychischen Erkrankungen wie Depression oder somatoformen Störungen essenziell, ebenso der Umgang mit Komorbiditäten.
Ein zentrales Merkmal von ME/CFS ist die Post-Exertional Malaise (PEM), die für Betroffene große Herausforderungen darstellt. Im Workshop wird ein psychotherapeutischer Ansatz vorgestellt, der „Pacing“ zur Bewältigung von PEM in den Mittelpunkt stellt. Dies hilft, gesundheitliche Einbrüche zu vermeiden und Kontrolle zurückzugewinnen. Der Workshop erläutert das konkrete psychotherapeutische Vorgehen anhand von Fallbeispielen.
Workshopleitung: Dipl. Psych. Bettina Grande