Psychotherapie bei körperlichen Erkrankungen
Positives Feedback zur Vor-Ort-Fortbildung in der Evangelischen Akademie Frankfurt
Wiesbaden, 16. Oktober 2024 – Am vergangenen Samstag, den 12. Oktober 2024 fand seit langem die erste Vor-Ort-Fortbildung unter dem Motto „nah dran – an der Praxis, am Austausch, an den Kolleg*innen“ in der Evangelischen Akademie Frankfurt statt. Im Mittelpunkt der PTK Hessen-Veranstaltung standen drei spannende Vorträge von Fachexpertinnen, die die komplexen Wechselwirkungen zwischen körperlichen Erkrankungen und Psyche bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen beleuchteten.
Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS)
Dr. Almut Dorn aus Hamburg startete mit einem aufschlussreichen Vortrag zur prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS). Dorn betonte, dass es sich bei PMDS nicht um eine „Modediagnose“ handle, sondern um eine ernsthafte Störung mit klaren somatischen Korrelaten. Aktuelle Studien, unter anderem vom Max-Planck-Institut Leipzig, bestätigten, dass ein Serotoninmangel in der zweiten Zyklushälfte bei einigen Frauen auftritt, der zu den typischen Symptomen von PMDS führt. Dorn machte deutlich, wie wichtig es sei, Patientinnen zu ermutigen, medikamentöse Optionen wie Antidepressiva oder Hormontherapien auszuprobieren, auch wenn vorherige Versuche nicht erfolgreich waren.
Psychotherapie bei Magen-Darm-Erkrankungen
Dr. Sabrina Berens aus Heidelberg führte das Publikum in die psychosomatischen Aspekte von Magen-Darm-Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) ein. Sie verdeutlichte die Rolle der „Darm-Hirn-Achse“ und betonte, wie psychische Belastungen und stressassoziierte Symptome die Magen-Darm-Funktion beeinflussen können. Berens erklärte, dass es besonders bei solch schambehafteten Erkrankungen wichtig sei, einen vertrauensvollen Beziehungsaufbau zwischen Psychotherapeut*in und Patient*in zu fördern. Sie hob außerdem die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Psychotherapeut*innen und Ärzt*innen hervor, um Patient*innen umfassend helfen zu können.
Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit somatischen Erkrankungen
Den Abschluss bildete Prof. Dr. Gitta Reuner von der Universität Heidelberg, die über die psychotherapeutische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sprach, die unter chronischen körperlichen Erkrankungen leiden. Ein besonderes Augenmerk legte sie auf Epilepsie, eine Krankheit, die oft mit psychischen Komorbiditäten wie Angst und Depression einhergeht. Reuner betonte die Bedeutung von Copingstrategien und die Notwendigkeit, sich als Psychotherapeut*in ein grundlegendes Verständnis der Erkrankung anzueignen, ohne selbst zum /zur Mediziner*in zu werden. Besonders wichtig sei es, die psychotherapeutische Sprechstunde als Einstiegsweg für Kinder und ihre Familien aktiv anzubieten, um Barrieren abzubauen. In diesem Zusammenhang appellierte sie auch, auf Barrierefreiheit in den eigenen Praxen zu achten, da ansonsten ein Teil der Patient*innen von vorneherein ausgeschlossen werde.
Fazit
Die Veranstaltung bot den Teilnehmer*innen wertvolle Einblicke in die psychosomatischen Zusammenhänge von körperlichen und psychischen Erkrankungen und zeigte ein weiteres Mal auf, dass nur ein ganzheitlicher Ansatz eine umfassende Behandlung ermöglicht.