Bericht zur Veranstaltung
2022 hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beschlossen, ein einrichtungsübergreifendes, sektorspezifisches Qualitätssicherungsverfahren für die ambulante Psychotherapie einzurichten. Das Institut für Qualität und Transparenz (IQTIG) wurde daraufhin beauftragt, dieses Verfahren zu entwickeln. Das Ergebnis löste viel Kritik seitens der Profession aus. Kritikpunkte am IQTIG-Modell sind der hohe Aufwand für die Leistungserbringer*innen, die hohen Kosten, die großen Datenmengen und die grundsätzliche Sinnhaftigkeit dieses umfangreichen Verfahrens. Ziel dabei ist ein Vergleich der einzelnen Praxen, die aus Sicht der Profession aufgrund unterschiedlicher Patient*innengruppen nicht vergleichbar sind.
Nach der vielfältigen Kritik am Modell des IQTIG und dem Zweifel an seiner Zweckmäßigkeit konnte erreicht werden, dass das Modell seit 1. Januar 2025 nicht in die deutschlandweite Umsetzung geht sondern vorerst in NRW evaluiert wird. Nach dieser Erprobungsphase soll entschieden werden, ob es auch in den übrigen Bundesländern zur Anwendung kommt.
Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) und die Bund-Länder-AG QS arbeiten daran, ein eigenes Modell zu entwickeln und greifen dabei auf bereits bestehende Modelle der Universitäten zurück. Dieses soll auf die jahrelange wissenschaftliche Forschung zur Qualitätssicherung im Bereich der Psychotherapie basieren.
Vor diesem Hintergrund veranstaltete die PTK Hessen am 24. April eine Online-Veranstaltung unter dem Titel „Qualitätssicherung – Alternativen zum IQTIG-Modell“. Im Rahmen der Fortbildung stellten Prof. Dr. Cord Benecke, Universität Kassel, und Prof. Dr. Wolfgang Lutz, Universität Trier, den Teilnehmenden zwei alternative Qualitätssicherungsmodelle vor. Moderiert wurde die Veranstaltung von Else Döring, Vizepräsidentin der PTK Hessen.
Es handelt sich dabei um zwei der am besten erforschten Modelle. Professor Dr. Cord-Benecke präsentierte sein QVA/QSP- ( Qualität und Versorgung in der Ambulanz/ Qualitätssicherung in Praxen/) Projekt, anschließend stellte Professor Lutz seinen sogenannten „Therapienavigator“ vor.
Beiden Modellen ist gemeinsam, dass sie völlig freiwillig sind, dass die erhobenen Daten nur an die Therapeut*innen selbst übermittelt und nicht öffentlich gemacht werden. Darüber hinaus geht es in beiden Fällen um eine Unterstützung der Psychotherapeut*innen bei der Durchführung ihrer Behandlung. Ziel der Verfahren ist eine Verbesserung des therapeutischen Prozesses.
Das QSA/QSP-Modell von Prof. Dr. Benecke ist verfahrensübergreifend und sowohl für Erwachsenentherapie als auch für Kinder und Jugendliche einsetzbar. Es ist kostenfrei und unterstützt Ambulanzen und Leistungserbringer*innen nicht nur bei der Qualitätssicherung, sondern auch bei diagnostischen Fragestellungen. Derzeit wird das Modell bundesweit in ausgewählten Ambulanzen und Praxen erprobt.
Der Therapienavigator von Prof. Dr. Lutz wird derzeit ebenfalls in der Praxis erprobt. Hierbei handelt es sich um ein webbasiertes System, bei dem die Daten in Echtzeit ausgewertet und grafisch zurückgemeldet werden. Auch er unterstützt die Psychotherapeut*innen in ihrer Arbeit, indem er Feedback über den Therapieverlauf gibt und auf positive, wie negative Entwicklungen aufmerksam macht.
„Die Freiwilligkeit und eine tatsächliche Verbesserung der psychotherapeutischen Prozesse entspricht dem Wesen einer sinnvollen Qualitätssicherung. Darum ist es uns so wichtig, ein professionseigenes Modell zu entwickeln.“ Else Döring Diese Meinung vertraten auch die beide Professoren im Rahmen der Diskussionsrunde und übten ihrerseits ebenfalls Kritik am IQTIG-Modell.