2023 nahmen sich mehr als 10.000 Menschen in Deutschland das Leben – die Zahl der Suizidversuche ist schätzungsweise das Zehnfache dessen. Zum heutigen Welttag der Suizidprävention, am 10. September, wollen wir auf das Tabuthema Suizid aufmerksam machen: Unter Kindern und Jugendlichen ist Suizid die zweithäufigste Todesursache. Im Alter zwischen Mitte 50 bis Mitte 60 sind die Zahlen am höchsten. Seit der Pandemie steigen die Fälle insgesamt wieder. Dieser Anstieg ist besonders sichtbar in der Altersgruppe über 80. Männer sind fast dreimal häufiger betroffen als Frauen. Fast alle Suizidopfer waren vor Ihrem Tod psychisch erkrankt.
Vor einem Suizid steht ein großer psychischer Leidensdruck und in den meisten Fällen auch eine psychische Erkrankung. Mithilfe einer Psychotherapie könnten eine Vielzahl der Suizide verhindert werden. Das große Problem sind die fehlenden Therapieplätze. Durchschnittliche Wartezeiten von fünf Monaten erhöhen das Leid und die Verzweiflung, sodass es unter Umständen zu spät sein kann.
Seit Jahren kämpfen die Psychotherapeutenkammern für eine neue Bedarfsplanung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss, die seit fast 30 Jahren nicht mehr aktualisiert wurde.
Seit Beginn systematischer Suizidprävention in den achtziger Jahren hat sich gezeigt, dass Präventionsarbeit und das zunehmende psychotherapeutische Versorgungsangebot einen Unterschied machen können. Gleichzeitig existiert noch immer eine Atmosphäre der Tabuisierung in Bezug auf Suizid und auch der entsprechenden Relevanz psychischer Gesundheit. Häufig sind psychische Erkrankungen Hintergrund versuchter oder durchgeführter Suizide. Unwissenheit über die Existenz der Hilfsangebote oder Angst vor Urteil verhindern, dass diese Angebote von Bedürftigen wahrgenommen werden.
Mit der Nationalen Suizidpräventionsstrategie, die im Frühjahr durch das Bundesgesundheitsministerium initiiert wurde, möchte die Bundesregierung die Strukturen der Suizidprävention stärken und Entstigmatisierung beim Thema Suizid vorantreiben. Durch empfohlene Maßnahmen soll nicht nur das Hilfsangebot in Bund und Länder weitreichend verbessert, sondern ebenfalls Personen unterstützt werden, die bereits in ihrem Alltag mit suizidgefährdeten Menschen konfrontiert sind. Beispielweise Rettungskräfte, Psychotherapeut*innen, Krisendienste, Pflegekräfte oder auch freiwillig Engagierte.
Anlässlich des Welttags für Suizidprävention bietet das FRANS-Netzwerk mehrere Veranstaltungen im Zeitraum vom 9. bis 28. September an, um den Opfern und betroffenen Angehörigen zu gedenken und das Thema in der breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Seit 10 Jahren kämpft das Frankfurter Netzwerk FRANS mithilfe von Veranstaltungen und Kampagnen gegen die hohen Suizidzahlen und ermutigt zum Diskurs rund um die Problematik. Die Psychotherapeutenkammer Hessen unterstützt das Netzwerk als Mitglied.