Wie lassen sich Psychotherapeutinnen in Führung bringen?

04.10.2019 | Kategorien: | | |

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„Tag der Leitenden Angestellten“ der Psychotherapeutenkammer Hessen

Mit Blick auf ihre hohe Fachkompetenz können Psychologische Psychotherapeut(inn)en sowie Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut(inn)en in Kliniken deutlich offensiver auftreten. Dies ist beim „Tag der Leitenden Angestellten“ der Psychotherapeutenkammer Hessen (am 28.9.) in Frankfurt deutlich geworden. Rund dreißig Fachleute nutzten diese Gelegenheit, die Agenda von Leitungstätigkeiten zu betrachten, aktuelle Herausforderungen und Problemlagen zu diskutieren und sich zu vernetzen.  

Hintergrund: Die beiden Heilberufe (PP und KJP) sind in den unterschiedlichen Institutionen inzwischen fester Bestandteil der psychotherapeutischen Versorgung - entsprechend dem Facharztstandard. Im Laufe der Jahre haben sich daraus Leitungspositionen ergeben. Das neue Psychotherapeutengesetz wird Psychotherapeut(inn)en zusätzliche Verantwortung übertragen. Wichtiges Thema beim „Tag der Leitenden Angestellten“ im „Haus am Dom“ in Herzen Frankfurts war deshalb die Identifikation von Psychotherapeut(inn)en mit der Leitungs-Rolle: Im Team ihres eigenen Arbeitsbereiches, im Verhältnis zu anderen Berufsgruppen sowie im Kontakt zur Leitung der Einrichtung.

Expertin Christina Demmerle beim "Tag der Leitenden Angestellten" der Psychotherapeutenkammer Hessen. Foto: PTKH

Expertin Christina Demmerle beim "Tag der Leitenden Angestellten" der Psychotherapeutenkammer Hessen.

„Psychotherapeuten brauchen in Kliniken ein anderes Rollenverhalten“

Als Expertin hatte die Psychotherapeutenkammer Hessen Christina Demmerle eingeladen: Die Psychologische Psychotherapeutin leitet am Katholischen Klinikum Mainz (KKM) die Bereiche Psychoonkologie, Psychotherapie & Psychosomatischer Konsildienst – zudem ist sie dort organisatorisch für die Palliativmedizin verantwortlich. Christina Demmerle machte klar, dass innerhalb einer Klinikorganisation für PsychotherapeutInnen ein anderes Rollenverhalten erforderlich ist als im psychotherapeutischen Setting. Obwohl Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten als eigenständige Heilberufe im berufsrechtlichen Sinne Ärzten gleichgestellt sind, seien sie in Kliniken formal gesehen häufig immer noch im Rahmen der von Ärzten verantworteten Behandlungsplanung tätig – also ähnlich wie Ergotherapeuten eher in der Funktion eines Heilhilfsberufs.

„Positionieren in Organisationen - Bewegen in Hierarchien“

So müssten die zu „Teamplayern“ erzogenen Psychotherapeuten lernen, auch eigene Interessen durchzusetzen, Koalitionen zu bilden und unter Hinweis auf Regeln und Richtlinien die eigenen Kompetenzen zu verdeutlichen. Demmerle ermutigte die Leitenden Angestellten zudem zur Konzeptentwicklung in den Kliniken: „Wir müssen selbst Konzepte zur psychiatrisch- /psychotherapeutischen Behandlung im stationären Kontext entwickeln - auf Basis der Idee eines multiprofessionellen Behandlungsteams. Dabei sind Themen der fachlichen und organisatorischen Behandlungsleitung zu berücksichtigen. Wir sollten den Facharztstandard von Psychotherapeuten herausstellen. Das bedeutet auch, Verantwortung in entsprechender Art und Weise zu übernehmen.“ In offener Diskussion wurden beim „Tag der Leitenden Angestellten“ Strategien erörtert, um die Position der Psychotherapie in Kliniken und anderen institutionellen Arbeitsplätzen zu stärken. Die Teilnehmenden zeigten sich zudem interessiert an dem gerade vom Bundestag beschlossenen neuen Psychotherapeutengesetz und den Veränderungen, die sich daraus im Klinikalltag ergeben werden.        (kwh / rge)

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