Änderungen in Weiterbildungsordnungen beschlossen - Bericht 10. Delegiertenversammlung
Vergangenes Wochenende fand die 11. Delegiertenversammlung (DV) der 5. Wahlperiode in Wiesbaden statt. Die zentrale Errungenschaft war die Verabschiedung der überarbeiteten Weiterbildungsordnungen für Psychologische Psychotherapeut*innen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen (PP/KJP) und für Psychotherapeut*innen (P). Weitere Punkte auf der Tagesordnung waren der Kammerhaushalt, die Diskussion zur Aktualisierung der Berufsordnung sowie Nachwahlen in Ausschüssen. Die Sitzungsleitung wurde durch Else Döring, Vizepräsidentin und Vorstandsmitglied Prof. Dr. Rudolf Stark übernommen. In ihrer Resolution positionierte sich die DV deutlich gegen die geplanten Änderungen des Psychisch-Kranken-Hilfegesetz (PsychKHG).
Wir schaffen Räume für kontroverse Debatten
Kammerpräsidentin Dr. Heike Winter hielt noch vor Beginn der Sitzung eine appellierende Ansprache. Sie sprach darüber, dass sich der Ton im öffentlichen wie im privaten Diskurs immer weiter verschärfe und eine zielführende Auseinandersetzung verschiedener Perspektiven zunehmend unmöglicher werde. Sie mahnt:
Eine Empörungskultur ist deutlich spürbar: Wir befinden uns in einem Dauerzustand von Aufregung, Ärger und Entrüstung. Das geht nicht spurlos an uns und unseren sozialen Beziehungen vorbei. Die Nerven liegen allzu schnell blank, Streit und Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert, der Stresslevel steigt, das Gefühl der Bedrohung nimmt zu.
Als Psychotherapeut*innen seien sie gefordert, tragfähige Kommunikationswege zu fördern, Respekt vor unterschiedlichen Sichtweisen zu stärken und Räume zu schaffen, in denen kontroverse Debatten konstruktiv geführt werden können. Nur so blieben unsere demokratischen Prinzipien lebendig und die Beziehungen in unserer Gesellschaft stabil: „Ich bin dankbar für das Engagement und die Konzentration auf den Kern unserer Aufgabe als Psychotherapeut*innen: die Unterstützung von Menschen in ihrer individuellen Entwicklung, eigenen Stärken und Besonderheiten, mit der wir als Berufsstand gemeinsam Werte der Offenheit, Vielfalt und Menschlichkeit bewahren.“
Finanzierung der Weiterbildung: Studierende demonstrieren in Marburg
Eröffnet wurde die Sitzung von Vizepräsidentin Else Döring. Sie begrüßte Dr. Monika Frank (VT-AS), die als Vertretung zum ersten Mal an einer DV teilnahm, sowie die Gäste. Auftakt machten die Berichte aus Vorstand und Ausschüssen. Im Rahmen des Vorstandsberichts griff Dr. Winter erneut die Finanzierung der Weiterbildung auf, da zeitgleich in verschiedenen Städten Demos der Studierenden stattfanden, darunter auch Marburg. Die Hessenschau habe die Präsidentin im Vorfeld dazu interviewt und fange gerade Stimmen der verzweifelten Studierenden ein. Außerdem berichtete sie über die geplante Änderung des PsychKHG und den Einsatz von Vizepräsidentin Else Döring, die die Stellungnahme der PTK Hessen bei der Anhörung vor dem Gesundheitsausschuss vorgetragen hat.
Nachtragshaushalt 2024 und Haushalt 2025 einstimmig angenommen
Im Rahmen des Finanzberichts erläuterte Horst Kuhl, Kaufmännischer Leiter der PTK Hessen, die Mitgliederstruktur und -entwicklung der Kammer. Zum Stand vom 15.09.2025 verzeichnet die Kammer eine Mitgliederzahl von 6.967im Vergleich zu 6.770 im vorangegangenen Jahr. Damit bewegt sich der Anstieg in erwarteter Höhe von jährlich rund vier Prozent. Insgesamt 4.113 Mitglieder sind aktuell in Hessen als Psychologische Psychotherapeut*innen (PP) tätig, 1.196 als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen (KJP) und 178 Mitglieder haben eine Doppelapprobation inne. Die Anzahl der Psychotherapeut*innen gemäß der neuen Weiterbildung ist auf 67 gestiegen. Weiterhin waren zum Stichtag 1.409 Psychotherapeut*innen in Ausbildung (PiA) sowie 17 Psychotherapeut*innen in Weiterbildung (PtW) Mitglied der Kammer. Ein Blick auf die Altersstruktur zeigt eine Häufung zwischen 29 und 39 Jahren. Das Durchschnittsalter liegt bei 48 Jahren.
Vorstandsmitglied Karl-Wilhelm Höffler berichtete die Kammerfinanzen und die geplanten Beitragseinnahmen und Aufwendungen für das Jahr 2025 sowie das Haushaltsjahr 2026. Im Haushaltsplan 2026 ist berücksichtigt, dass durch die Kammerwahl u.a. eine zusätzliche Delegiertenversammlung stattfindet. Die Delegiertenversammlung folgte den Einschätzungen des Vorstandes und verabschiedete die Anträge zum Haushalt einstimmig.
Hessen mit 16 Weiterbildungsstätten Vorreiter im Ländervergleich
Stanislava Arsenieva, Teamleitung Fort- und Weiterbildung, informierte in ihrer Präsentation über den aktuellen Stand der anlaufenden Weiterbildung. In Hessen gibt es inzwischen 16, beziehungsweise nach Versand eines ausstehenden Bescheids 17 anerkannte Weiterbildungsstätten. Diese decken die hessische Landkarte von Kassel bis Wiesbaden ab. Monatlich werden vier bis zehn Beratungstermine durch die Geschäftsstelle durchgeführt. Neue Antragsverfahren gibt es im Schnitt zwei bis vier pro Monat. Aktuell laufen weitere 22 Antragsverfahren. Dr. Heike Winter ergänzt den Hinweis zur „digitalen Roadshow“, die seit 2024 von der Kammer durchgeführt wird. Hierzu werden regelmäßig online Informationsveranstaltungen für Kliniken, Praxen sowie Selbsterfahrungsleiter*innen, Supervisor*innen und Befugte durchgeführt und interessierte Kammermitglieder über das Antragsverfahren zur Anerkennung als Weiterbildungsstätte informiert.
Termin
Informationsveranstaltung zur neuen Weiterbildung für Praxen
2. Dezember 2025, 18-19:30 Uhr (online)
Interesse Weiterbildungsstätte zu werden? Dann melden Sie sich jetzt an!
Mehr Infos und die Anmeldung finden sie hier.
Änderungen in den Weiterbildungsordnungen für PP/ KJP und P beschlossen
Der große Erfolg der 11. DV war der Beschluss der überarbeiteten Weiterbildungsordnung für Psychologische Psychotherapeut*innen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen (WBO PP/ KJP) sowie und der Weiterbildungsordnung für Psychotherapeut*innen (WBO P). „Hinter uns liegt jede Menge Arbeit. Ich danke dem Ausschuss für Weiterbildung und Frau Arsenieva für die Unterstützung“, betont Dr. Winter. Die Änderungen umfassen sowohl redaktionelle Anpassungen, wie zum Beispiel Fehlerkorrekturen, Gerndern in Paarform oder einheitliche Formulierungen, aber auch fachliche Anpassungen. In der WBO PP/ KJP wurden der Erwerb eines Zweitverfahrens im Rahmen einer Bereichsweiterbildung ermöglicht sowie die Einführung der Bereichsweiterbildung „Speziele Psychotherapie bei Diabetes“. In der WBO P wurden Anpassungen an die Muster-
Weiterbildungsordnung vorgenommen, die der Deutsche Psychotherapeutentag verabschiedet hatte. Ergänzt wurde hier auch der sogenannte„Crossover-Gedanke“ in der Selbsterfahrung. Dabei geht es um die Ermöglichung gegenseitiger Selbsterfahrung durch Erwachsenen Psychotherapeute*innen in der Kinder-und Jugendlichen Aus- bzw. Weiterbildung sowie umgekehrt. Auch dies eine Anpassung an die Musterweiterbildungsordnung.
Alle Änderungen finden Sie in der Präsentation. (Erstellt durch Stanislava Arsenieva)
Änderung der Berufsordnung: Videotherapie sorgt weiter für Bedenken
Dr. Jona Iffland, Vorsitzender des Ausschusses für ethische Fragen und Berufsordnung (EBO), präsentierte die Änderungsvorschläge der Berufsordnung. Bereits seit Herbst 2024 werden Themen der Berufsordnung diskutiert, die einer Überarbeitung bedürfen: Einheitliche Verwendung des Behandlungsbegriffs, Videotherapie, unentgeltliche Einsichtnahme in die Patientenakte sowie Regelungen zur (Un-)Vereinbarkeit von Heilpraktikererlaubnis und Approbation als PP/KJP/P.
Gesprächsbedarf gab es erneut insbesondere beim Thema „Videotherapie“. Dahingehend bestehen große Bedenken, vor allem im Hinblick auf große Konzerne, die den Markt mit Videotherapie überschwemmen könnten – ohne jegliche Qualitätsgarantie. Im Frühjahr 2026 sollen dann voraussichtlich die Änderungen beschlossen werden.
Ergebnisse der Nachwahlen von Ausschussmitgliedern
Ausschuss für Weiterbildung
Anna-Lena Burkard, PP
(Nachfolgerin für Helge Sickmann)
Ausschuss für Psychotherapie in der ambulanten Versorgung
Bislang noch kein*e Kandidat*in vorgeschlagen.
(Nachfolger*in für KJP)
PiA-Landessprecher*innen: Monika Ochmann wird verabschiedet
Monika Ochmann, PP, wurde im Rahmen der DV offiziell als PiA-Landesprecher*in verabschiedet. Dr. Heike Winter dankte ihr für ihr Engagement und gratulierte zur bestandenen Approbationsprüfung. Johanna Jung, GAP Frankfurt, wird zukünftig das Trio der PiA-Landesprech*innen ergänzen. In Kürze finden Sie weitere Informationen zu ihrer Person auf der PTK-Webseite.
Resolution zur geplanten Änderung des PsychKHG
Während ihrer 11. Sitzung hat die DV eine Resolution zur geplanten Änderung des PsychKHG §28.3 und 4 verabschiedet. Die Gesetzesnovelle sieht vor, dass psychisch erkrankte Patient*innen, die aufgrund von Fremdgefährdung nach dem PsychKHG untergebracht werden und nach ihrer Entlassung eine Weiterbehandlung verweigern, den Ordnungsbehörde und Polizeibehörde gemeldet werden sollen. Wie im Vorfeld berichtet, hat sich die Psychotherapeutenkammer Hessen klar dagegen ausgesprochen. Im Rahmen der Anhörung am 3. September hat Vizepräsidentin Else Döring die Stellungnahme der Kammer im Landtag vorgetragen.
Insgesamt 35 Stellungnahmen wurden vorgetragen, nahezu alle stimmten gegen die geplante Änderung. Wir hoffen, dass der Einsatz die Politik überzeugt hat und die diskriminierende Gesetzesänderungen abgewendet wird
Termine
Delegiertenversammlung
12. Delegiertenversammlung 17./18. April 2026
Ort: Hotel Oranien, Wiesbaden
Deutsche Psychotherapeutentage
DPT, Berlin 14./15. November 2025
DPT, Travemünde 08./09. Mai 2026
DPT, Berlin 13./14. November 2026
