Psychotherapeutisches Versorgungssystem am Limit – Woche der Seelischen Gesundheit vom 10. bis 20. Oktober 2022

06.10.2022 | Kategorie:

Immer mehr Menschen erkranken an einer psychischen Störung – dem gegenüber steht ein Versorgungssystem am Limit. Verzögerte Behandlung und Stigmatisierung erschweren das Leiden. Die Woche der Seelischen Gesundheit soll die Aufmerksamkeit auf diese Problematik lenken und die Akzeptanz psychischer Erkrankungen steigern.

Psychotherapeutisches Versorgungssystem am Limit
Woche der Seelischen Gesundheit vom 10. bis 20. Oktober 2022

Immer mehr Menschen erkranken an einer psychischen Störung – dem gegenüber steht ein Versorgungssystem am Limit. Verzögerte Behandlung und Stigmatisierung erschweren das Leiden. Die Woche der Seelischen Gesundheit soll die Aufmerksamkeit auf diese Problematik lenken und die Akzeptanz psychischer Erkrankungen steigern.

Wiesbaden, den 6. Oktober 2022 – Seit Jahren steigen die Zahlen der psychischen Erkrankungen in Deutschland. Bereits vor Corona war ein Drittel der Bevölkerung betroffen. Seit Beginn der Pandemie hat diese Entwicklung erneut deutlich Fahrt aufgenommen. Das Problem: Die Versorgung der Betroffenen ist nicht sichergestellt und muss dringend optimiert werden. Es mangelt dabei nicht an Psychotherapeut*innen, es mangelt an Psychotherapeut*innen mit einem Kassensitz. Laut Bundespsychotherapeutenkammer werden 1.600 Kassensitze zusätzlich benötigt. Gleichzeitig kämpfen erkrankte Menschen noch immer mit Stigmatisierung und Ausgrenzung. Beide Faktoren behindern den Heilungsprozess. Im Rahmen der Woche der Seelischen Gesundheit 2022 unter dem Motto „Reden hebt die Stimmung – Seelisch gesund in unserer Gesellschaft” wollen wir als Psychotherapeutenkammer auf die Missstände aufmerksam machen und uns für mehr Akzeptanz und Offenheit in der Gesellschaft sowie eine verbesserte psychotherapeutische Versorgung einsetzen.

Corona, Klimakrise und Starkwetterkatastrophen, Ukrainekrieg, Inflation und Energiekrise – die Liste an potenziellen Bedrohungen wird immer länger und belastet die Menschen zunehmend. Soziale Isolation, Existenz- und Zukunftsängste können psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen verursachen und führen damit zu einem steigenden Bedarf an Psychotherapieplätzen, den das aktuelle Versorgungssystem nicht auffangen kann. Kein neues Problem, denn die Wartezeiten wachsen schon seit 20 Jahren kontinuierlich. Inzwischen müssen Betroffene zwischen drei und neun Monate auf einen Therapieplatz warten. Davor stehen zudem die beschwerliche Suche nach dem*der passenden Psychotherapeut*in, bürokratische Hürden und Abweisungen durch die Krankenkasse bei Antrag auf Kostenerstattung. Eine unzumutbare Situation, die das Leid in vielen Fällen noch verschlimmert.

Unter den Folgen der Pandemie leiden insbesondere Kinder und Jugendliche. Laut einer AOK-Studie (2022) verschlechterte sich seit Beginn bei mehr als 35 Prozent die seelische Gesundheit. Zu spät wurden Auswirkungen auf die junge Generation von der Politik mitbedacht. Die Erfahrungen aus der pandemischen Krise sollten darum genutzt werden, um das Gesundheitssystem am Gemeinwohl auszurichten, sodass insbesondere vulnerable Gruppen besseren Schutz und Hilfsangebote erfahren. Zur Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgungssituation muss deshalb die Bedarfsplanung modernisiert und neue Kassensitze bewilligt werden. Wir fordern den Gesetzgeber dazu auf, die Vorhaben im Koalitionsvertrag umzusetzen!

Psychische Leiden betreffen uns alle und dürfen kein Tabuthema mehr sein. Darum tragen wir offen die Grüne Schleife als internationales Symbol für Akzeptanz und gegen Ausgrenzung von Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Unterstützen Sie unser Ziel und helfen Sie mit Ihrer Berichterstattung dabei, psychische Erkrankungen und Psychotherapie im öffentlichen Diskurs zu entstigmatisieren. Wenden Sie sich gerne mit Ihren Fragen an uns. Wir stehen für Interviews zur Verfügung.

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