Aus der Praxis – Klimakrise: Psychologists 4 Future im Einsatz

31.03.2023 | Kategorie:

Spätestens seit der Flutkatastrophe im Ahrtal wurden die physischen aber auch die psychischen Auswirkungen des Klimawandels sichtbar. Unsere Mitglieder Anatoli Pimenidou und Christoph M. Hausmann engagieren sich neben ihrer Arbeit in eigener Praxis bei Psychologists 4 Future. Mit ihrem Einsatz wollen sie ein Bewusstsein für die Klimakrise schaffen.

Klimakrise: Psychologists 4 Future im Einsatz

Extremwetterereignisse wie Starkregen, Hochwasser oder Hitzewellen zeigen schon jetzt die fortschreitenden Folgen des Klimawandels in Deutschland. Spätestens seit der Flutkatastrophe im Ahrtal wurden die physischen aber auch die psychischen Auswirkungen der Krise sichtbar. Das Erleben von Todesangst und Hilflosigkeit, der Tod von Angehörigen und Nachbar*innen, die Zerstörung von Wohnung und Eigentum sowie beruflicher Existenz haben viele Menschen traumatisiert.

Zunehmend leiden Menschen rund um die Welt unter schwerwiegenden gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Schäden der Klimaveränderungen. Gewaltsame Konflikte um Ressourcen, Flucht und Migration verstärken das Ausmaß des Leids der Betroffenen. Umweltzerstörung und Klimakatastrophen können zu Ängsten, Depressionen, traumatischen Verletzungen und Suchtmittel-Missbrauch führen. Eins ist klar: Der Klimawandel ist ein globales Problem, dass wir nur gemeinsam bekämpfen können.

Wir haben mit unseren Mitgliedern ANATOLI PIMENIDOU und CHRISTOPH M. HAUSMANN gesprochen:

Anatoli Pimenidou und Christoph M. Hausmann arbeiten beide in eigener Praxis als tiefenpsychologische Psychotherapeut*innen in Hessen. Kennengelernt haben Sie sich über ihr Engagement bei Psychologists for Future (Psy4F). Die Frage nach der Motivation begegnet Hausmann klar und deutlich: „Wie könnte mich die Auslöschung des menschlichen Lebens nicht bewegen?“ Mit ihrem Einsatz bei Psy4F wollen sie ein Bewusstsein für die Klimakrise schaffen. Es brauche übergeordnete Transformationsprozesse, die Psy4F mit ihrem Fachwissen unterstützt.

„Es gibt viele Möglichkeiten, die Psychologie im Kampf gegen den Klimawandel einzubringen. Beispielsweise im gesellschaftlichen Diskurs, aber auch in der individuellen Unterstützung“, erklärt Hausmann. Der Bedarf scheint hoch: In den Jahren 2021/2022 wurden über 200 Beratungsanfragen gestellt. Hausmann koordiniert die Beratungsstelle der Psy4F. In diesem Angebot geht es um ein niederschwelliges Angebot für themenoffene Gespräche und Hilfe zur Selbsthilfe – nicht um eine Psychotherapie. „Das Beratungsnetzwerk besteht aus rund 100 Kolleg*innen, an die ich die Beratungsanfragen vermittle. Immer mehr Klimaaktivist*innen melden sich, die von ihrem Engagement überfordert sind und unter Erschöpfung, Kummer, Trauer, Verlustängsten oder Depressionen leiden.“ Während 80 Prozent der Medienanfragen sich um „Klimaangst“ drehen, sind es nur etwa 10 Prozent der Beratungsanfragen, eine weit häufigere Frage sei zum Beispiel: „Darf ich als Aktivistin eine Pause machen? Wenn ich das Transparent heute Nacht um 3 Uhr nicht aufhänge, dann macht es niemand!“ Ein Ausschnitt der Sorgen, die im E-Mail-Postfach unter beratung@psychologistsforfuture.org eingehen.

Auf der inhaltlichen Ebene setzen sich die Mitglieder in Arbeitsgruppen mit den Zusammenhängen zwischen Klimawandel und den Auswirkungen auf die Psyche auseinander. Wichtige Fragen sind dabei unter anderen „Was macht die Klimakrise mit den Menschen?“ oder „Wie können wir dafür sorgen, dass sie aktiv werden?“ Antworten darauf werden in Fachbüchern oder Artikeln veröffentlicht. Aus seiner Mitarbeit bei Psy4F hat sich für Hausmann ein solches Projekt ergeben. Gemeinsam mit Kolleg*innen hat er 2022 ein Buch veröffentlicht: „Climate Emotions – Klimakrise und psychische Gesundheit“. Pimenidou engagiert sich in einer Arbeitsgruppe für Kammermitglieder. Gemeinsam werden beispielsweise Resolutionen oder Anleitungen zur nachhaltigen Praxis angestoßen. Von dort aus können die besprochenen Ideen in die Ausschüsse der einzelnen Kammern eingebracht werden. Pimenidou selbst ist Delegierte der Psychotherapeutenkammer Hessen, Mitglied im Ausschuss Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie Delegierte des Psychotherapeutenversorgungswerkes (PVW).

„Als Psychotherapeut*innen fühlen wir uns verantwortlich, Menschen bei ihrem Kampf gegen die Klimakrise zu unterstützen und unsere Profession zur Erforschung und Aufklärung über die psychischen Folgen zu nutzen. Gleichzeitig müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen und einen direkten Beitrag leisten“, betont Pimenidou. Aus diesem Grund hat sie, gemeinsam mit zwei weiteren Delegierten des PVW und Mitglieder der Psy4F, einen Antrag an das Versorgungswerk gestellt, eine nachhaltige Investitionsstrategie zu entwickeln und umzusetzen. „Wir wissen, dass es Mut und Zeit braucht, um eine nachhaltige Strategie zu entwickeln. Wenn wir was verändern und zukünftige Renten sichern wollen, müssen wir größer denken. Rendite und Nachhaltigkeit kann nicht mehr getrennt gedacht werden“, ergänzt Pimenidou.

Psy4F versteht sich selbst als Graswurzelbewegung und freut sich über jede Unterstützung: „Wenn es eine AG noch nicht gibt, kann sie gegründet werden. So einfach ist das.“, erklärt Hausmann. Regelmäßig finden Onboarding-Meetings statt, um Neulingen ihren Einstieg zu erleichtern.

Wir brauchen Dich! Unterstützen kann jede*r in seinem Maß.“

KONTAKT: Wenn auch Sie sich wie Ihre Kolleg*innen bei Psychologists 4 Future engagieren wollten, schreiben Sie eine E-Mail an mitarbeit@psychologistsforfuture.org

Melden Sie sich bei uns!

Wollen auch Sie von einem besonderen Engagement aus Ihrem Praxisalltag oder einem Ehrenamt berichten? Dann melden Sie sich bei uns per E-Mail an: Lspeinger@ptk-hessen.de

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