Bin ich psychisch krank?
Fühlen Sie sich häufig oder über einen längeren Zeitraum niedergeschlagen oder belastet? Sie grübeln oft und ohne Ergebnis? Gespräche mit vertrauten Menschen vermögen kein inneres Gleichgewicht herzustellen? Dann ist es möglich, dass eine psychische Erkrankung vorliegt. Aber Sie sind nicht allein. Es gibt professionelle Hilfe.
Wen kann ich um Rat fragen?
Wichtig ist immer der erste Schritt – bei psychischen Beschwerden ist das zunächst das Bedürfnis, sich helfen zu lassen. Erster Ansprechpartner kann der Hausarzt sein. Es ist aber ebenso möglich, direkt das Gespräch mit einem*einer Psychotherapeut*innen zu suchen – ob in der Praxis, in der Ambulanz, im Krankenhaus oder in einer Beratungsstelle.
Die richtige Therapie finden
In Hessen gibt es rund 6.000 Psychotherapeut*innen, die mit unterschiedlichen Ansätzen die vielfältigen Formen und Ausprägungen psychischer Erkrankungen behandeln. Sie als Patient*in haben das Recht, jede*n Psychotherapeuten*in Ihrer Wahl aufzusuchen, auch ohne zuvor einen Arzt zu konsultieren. Wir unterstützen Sie bei Ihrer Suche.
Die psychotherapeutische Sprechstunde
Um Ihnen als Patient*innen in ihrer prekären Situation einen schnelleren Zugang zur professionellen Hilfe zu ermöglichen, gibt es seit April 2017 die psychotherapeutische Sprechstunde. Seit dem 1. April 2018 ist sie für gesetzlich Krankenversicherte der verpflichtend vorgeschriebene Erstzugang zu einer Psychotherapie.
Ambulante Behandlung in der Praxis
Es gibt unterschiedliche Wege zur Psychotherapie. In der psychotherapeutischen Praxis ermitteln Therapeut*in und Patient*in im Rahmen unterschiedlicher Therapieformen gemeinsam, was die Seele verdunkelt und negative Auswirkungen auf die Lebensqualität hat. Und es geht darum, was Sie verändern möchten und verändern können.
Was ist die Akutbehandlung?
Seit April 2017 haben Patienten*innen Anspruch auf die so genannte Aktubehandlung. Wie der Name schon sagt, soll in dringenden Fällen möglichst rasch Abhilfe und eine Stabilisierung erreicht werden. Voraussetzung ist die Abklärung bei einem Arzt, dass keine körperlichen Ursachen gegeben sind und eine psychotherapeutische Sprechstunde.
Wohin gehe ich im Notfall?
In besonders schweren Fällen ist es ratsam, sich direkt an die Ambulanz eines psychiatrischen Krankenhauses zu wenden und um stationäre Aufnahme zu ersuchen. Das ist der Fall, wenn der*die Patient*in seine*ihre die eigene Lage als ausweglos betrachtet oder auch der Gedanke, sich oder anderen etwas anzutun, vorherrschend ist.
Der Weg ins Krankenhaus
Wenn die Erkrankung so schwer ist, dass die ambulante Behandlung nicht weiterhilft oder der Leidensdruck sehr hoch ist, kann die stationäre Betreuung empfehlenswert sein. Auf diese Weise verlässt der*die Patient*in die bisherige Krisensituation zu Hause und bei der Arbeit und kann sich voll auf den Genesungsprozess konzentrieren.
Ist mein Kind psychisch krank?
Haben Sie als Eltern kürzlich Veränderungen bei Ihrem Kind bemerkt? Es zieht sich zurück, wirkt bedrückt oder traurig? Wenn ja, könnte dies auf eine psychische Erkrankung hinweisen. Aber keine Sorge - Die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie kann ein wertvolles Werkzeug sein, um jungen Menschen in schwierigen Lebensphasen zu helfen.
Bin ich psychisch krank?
Irgendetwas ist anders als sonst – und das gegebenenfalls schon länger. Und es fühlt sich nicht gut an. Klar ist kein Tag wie der andere und es gibt Phasen im Leben, in denen es nicht so läuft, aber dieses Mal reagiere ich heftiger. Ich spüre eine Interessenlosigkeit, ich bin müde und niedergeschlagen, stelle ein verändertes Ess- und Schlafverhalten fest. Permanent treiben mich Sorgen um, ich bin leicht reizbar und bewältige meinen Alltag nur mehr mit großer Mühe – wenn das überhaupt noch gelingt. Gespräche mit Verwandt*innen, Freund*innen schaffen keine Abhilfe, ich komme aus meinem negativen Denkmuster einfach nicht mehr heraus.
Die Grenzen zwischen „normaler“ schlechter Stimmung, Trauer, Angst und einer psychischen Erkrankung sind fließend. Aber wenn Ihnen das Geschilderte bekannt vorkommt, sollten Sie Rat suchen und sich möglicherweise einem*einer Psychotherapeut*in anvertrauen.
Die richtige Therapie finden
Ist die Erkenntnis da, dass Sie professionelle Hilfe von außen in Anspruch nehmen möchten, ist das der erste wichtige Schritt auf dem Weg zurück zu einem gesunden und erfüllten Leben. Es ist auch keinesfalls ein Zeichen von Schwäche, sondern im Gegenteil ein sehr mutiger Schritt.
Natürlich kommen jetzt aber neue Fragen – an welcher Krankheit leide ich eigentlich genau? Welche der vielfältigen Therapiemethoden ist die richtige? Wo finde ich an meinem Wohn- oder Arbeitsort den passenden Psychotherapeuten, die passende Psychotherapeutin? Wen kann ich eigentlich generell um Rat fragen?
Wichtig ist: Sie sind nicht allein und es kann Ihnen geholfen werden.
Die psychotherapeutische Sprechstunde
Die psychotherapeutische Sprechstunde öffnet die Tür zum Genesungsprozess. Es handelt sich um ein Erstgespräch, in dem der Psychotherapeut oder die Psychotherapeutin zusammen mit Ihnen bespricht, unter welchen Belastungen oder Störungen Sie leiden und welche weitere Vorgehensweise in Ihrem Fall empfehlenswert ist. Dieses erste Gespräch ist schon hilfreich, weil es Raum für Erkenntnisse schafft und Ihnen ermöglicht, gedanklich zu ordnen, was Sie bewegt und dies auch zu äußern.
Als gesetzlich Krankenversicherter können einerseits selbst nach einer geeigneten Praxis suchen, andererseits aber auch die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigung in Anspruch nehmen. Sie bekommen spätestens binnen einer Woche – meist aber früher - einen Psychotherapeuten genannt. Der Ersttermin muss laut Gesetz dann innerhalb von vier Wochen stattfinden.
Ambulante Behandlung in der Praxis
Die psychotherapeutische Behandlung sucht und fördert die aktive und eigenverantwortliche Mitarbeit des leidenden Menschen. Basis der Zusammenarbeit sind gegenseitiger Respekt und Vertrauen. Therapeut*in und Patient*in agieren in einem Behandlungsprozess eher als Partner, wenn auch in ungleicher Funktion. Da Sie grundsätzlich mit einem völlig fremden Menschen zusammenkommen, versucht der/die Therapeut/in mit Ihnen herauszufinden, ob die „Chemie zwischen Ihnen stimmt“.
Es ist Ihr gutes Recht, das in so genannten probatorischen Sitzungen herauszufinden. Sie können hier alle Fragen stellen, die Sie zu einer möglichen psychotherapeutischen Behandlung haben. Vor Beginn der eigentlichen Behandlung sind mindestens zwei und höchstens vier dieser "Probesitzungen" durchzuführen. Bei Kindern und Jugendlichen können das bis zu sechs sein. Die Dauer beläuft sich auf je 50 Minuten.
Die Akutbehandlung
Die Akutbehandlung kommt in Betracht, wenn Sie ohne diese schwerer oder chronisch erkranken könnten beziehungsweise auch dann, wenn Sie arbeitsunfähig sind. Voraussetzung ist, dass Sie eine psychotherapeutische Sprechstunde absolviert haben. Psychotherapeut oder Psychotherapeutin zeigen die Notwendigkeit einer Akutbehandlung bei der Krankenkasse an, der Start muss dann binnen 14 Tagen erfolgen. Die Behandlung selbst besteht dann aus zwölf Sitzungen mit 50 Minuten oder 24 Sitzungen mit 25 Minuten Länge.
Die Weiterbehandlung mit einer Kurz- oder Langzeittherapie ist möglich. Dafür müssen dann mindestens zwei probatorische Sitzungen absolviert sein.
Der Weg ins Krankenhaus
Eine Behandlung im Krankenhaus mit entsprechender Fachabteilung kann sinnvoll sein. Gerade wenn eine ambulante Behandlung nicht schnell genug zur Verfügung steht, zunächst nicht den gewünschten Erfolg bringt oder wenn während einer ambulanten Therapie eine vorübergehende Verschlechterung der Situation eintritt, kann es sein, dass die stationäre Unterbringung eine gute Alternative darstellt. Hier sind Sie als Patient*in gegebenenfalls in der Lage, Entspannung und Befreiung vom bedrohlichen Lebensalltag zu finden und sich voll darauf zu konzentrieren, wieder auf die Beine zu kommen, um anschließend gestärkt in den Alltag zurückzukehren.
Wichtig ist – wie bei der Wahl des Therapeuten oder der Therapeutin auch -, das richtige Krankenhaus zu identifizieren. Ein klärendes Gespräch können Sie hierzu mit Ihrem Psychotherapeuten oder auch der Klinik selbst führen. Die Bundespsychotherapeutenkammer hat eine Checkliste entwickelt:
Wie finde ich das richtige Krankenhaus für meine psychische Erkrankung?
Ist mein Kind psychisch krank?
Das Auftreten von Niedergeschlagenheit oder Belastung beim eigenen Kind kann ein Hinweis auf eine psychische Erkrankung sein. Besonders in jungen Jahren können sich psychische Probleme durch andere Symptome äußern, wie bspw. Schwierigkeiten in der Schule oder aggressives Verhalten. In solchen Situationen bietet die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie gezielte Unterstützung, die darauf ausgerichtet ist, Heranwachsenden zu helfen. Ein entscheidender Faktor in dieser Form der Therapie ist die Anpassung an das jeweilige Entwicklungsstadium der Patient*innen. Kinder im Kindergartenalter benötigen eine völlig andere Herangehensweise als im Zeitraum der Pubertät oder als junge Erwachsene. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen (KJP) sind speziell darauf geschult, ihre Behandlungsmethoden und Ansätze an die individuellen Entwicklungsprozesse des Denkens und der Wahrnehmung anzupassen. Das bedeutet, dass sie in der Lage sind, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Altersgruppen einzugehen, und Verhaltensweisen in den entsprechenden Kontext zu setzen – ein wichtiger Aspekt für die Diagnostik und den Erfolg der psychotherapeutischen Behandlung.
Informationen zu Psychotherapie für Kinder und Jugendliche
Wo finde ich eine*n Psychotherapeut*in?
Lexikon der psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen