44. Deutscher Psychotherapeutentag – Versorgung psychisch kranker Menschen endlich stärken!

15.04.2024 | Kategorie:

Am 12. und 13. April fand der 44. Deutsche Psychotherapeutentag in Würzburg statt. Auf der Tagesordnung standen wichtige Punkte, wie die Weiterbildung, die Satzungsänderung, das eLogbuch und die Qualitätssicherung in der Psychotherapie.

44. Deutscher Psychotherapeutentag – Versorgung psychisch kranker Menschen endlich stärken!

Am 12. und 13. April fand der 44. Deutsche Psychotherapeutentag in Würzburg statt. Zum Auftakt richteten die Delegierten in einer gemeinsamen Pressemitteilung einen Appell an Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Lauterbach, die Versorgung psychisch kranker Menschen endlich zu stärken. Denn die vom Bundesminister vor über einem Jahr angekündigten Versorgungsreformen liegen immer noch nicht vor.

Darüber hinaus wurden wichtige Themen wie die Weiterbildung, die Satzungsänderung, das eLogbuch und die Qualitätssicherung in der Psychotherapie diskutiert. Zur Eröffnung des DPT am Freitag sprach Dr. Bruno Waldvogel, Vizepräsident der Psychotherapeutenkammer Bayern, ein Grußwort und erläuterte dabei die fachhistorische Bedeutung des Standorts Würzburg für die Psychotherapie. Ein weiteres Grußwort wurde von Judith Gerlach, der bayerischen Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, gehalten. Sie sprach das drängende Problem der Finanzierung der Weiterbildung der Psychotherapeut*innen an, für das sie sich in Bayern stark engagiert. Bundeskammerpräsidentin Dr. Andrea Benecke leitete den inhaltlichen Teil mit dem Vorstandsbericht ein.

In Bezug auf die Weiterbildung gab Cornelia Metge, Vorstandsmitglied der Bundespsychotherapeutenkammer (BPTK), einen Überblick über die Entwicklungen zu diesem Thema. Um der nach wie vor ungeklärten Finanzierung der Weiterbildung voranzubringen, soll der Druck auf die Bundesregierung deutlich erhöht werden. Eine Neuerung stellen dabei die bereits personell besetzten Weiterbildungsgremien der BPtK dar. Damit wird beabsichtigt, nicht nur die Evaluierung und Weiterentwicklung der Umsetzungspraxis zu verbessern, sondern unter anderem auch die bundesweite Einheitlichkeit zu gewährleisten.

Weiterbildungskommission:

Martin Czajka
Prof. Dr. Björn Enno Hermans
Dr. Christina Jochim
Barbara Lubisch
Dr. Dietmar Schröder
Birgit Wiesemüller (Vorstand PTK Hessen)

Beirat Weiterbildung:

Fachgebiet Erwachsene: Dr. Dietrich Munz
Fachgebiet Kinder und Jugendliche: Bettina Meisel
Fachgebiet Neuropsychologische Psychotherapie: Dr. Thomas Guthke
Verfahren AP: Georg Schäfer
Verfahren ST: Prof. Dr. Björn Enno Hermans
Verfahren TP: Prof. Dr. Klaus Michael Reininger, Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke
Verfahren VT: Prof. Dr. Rudolf Stark (Vorstand PTK Hessen)
Bereich Klinische Neuropsychologie: Dr. Susanne Jürgensmeyer
Bereich Spezielle Psychotherapie bei Diabetes: Dr. Ulrike Löw (Kammermitglied PTK Hessen)
Bereich Spezielle Schmerzpsychotherapie: Dr. Anke Pielsticker
Bereich Sozialmedizin: Dr. Christina Schütz
Ambulanter Versorgungsbereich (Ambulanz): Dr. Wolfgang Schneider
Ambulanter Versorgungsbereich (Praxis): Barbara Lubisch
Stationärer Versorgungsbereich: Svenja Papenbrock
Institutioneller Bereich: Jörg Hermann
Weiterbildungsbefugte: Dr. Dietmar Schröder, Dr. Claudia Gorba
PtW: Felix Kiunke
benannt von den Universitäten: Prof. Dr. Thomas Ehring

Ein weiterer Tagesordnungspunkt war die Satzungsänderung. Wolfgang Schreck, Vorstandsmitglied der BPtK, stellte in seinem Vortrag drei Anträge zur Änderung der Satzung und der Geschäftsordnung des DPT vor. In diesem Zusammenhang wurde zunächst die Finanzierung der BPtK thematisiert, die derzeit über die Beiträge der Landeskammern erfolgt. Schreck betonte die Notwendigkeit eines zusätzlichen Finanzierungsinstruments, nämlich eines Umlageverfahrens, für den Fall eines außerordentlichen Finanzierungsbedarfs der BPtK, der nicht aus dem laufenden Haushalt gedeckt werden könne. Die Möglichkeit eines solchen Umlageverfahrens sollte daher in der Satzung der BPtK verankert werden. Dieser Vorschlag erfordert auch eine entsprechende Änderung der Geschäftsordnung des DPT. Außerdem wurde ein Antrag auf Satzungsänderung eingebracht, der die Durchführung eines außerordentlichen DPT in digitaler Form ermöglichen soll. Alle drei Anträge wurden vom DPT einstimmig angenommen.

Sabine Maur, Vizepräsidentin der BPtK, stellte die aktuelle Planung für das Projekt eLogbuch vor. Um das Projekt starten zu können, muss zunächst die Finanzierung geklärt werden. Die Finanzierung soll über das Umlageverfahren erfolgen, was in der Satzungsänderung berücksichtigt ist. Darüber hinaus seien die Regelungen zwischen den Kammern und der BPtk abzustimmen. Der eigentliche Projektstart ist für 2026 vorgesehen.

Mit Blick auf die Qualitätssicherung in der Psychotherapie machte Dr. Nikolaus Melcop, Vizepräsident der BPtK, deutlich, dass hier eine große Verunsicherung herrsche. Gerade im Zuge der Erprobung des QS-Verfahrens in Nordrhein-Westfalen wolle die BPtK daher die Erprobung kritisch begleiten und die berufsinterne Diskussion über die Perspektiven der Qualitätssicherung in der Psychotherapie vorantreiben.

Ein Antrag zur Einrichtung einer BPtK-Kommission zur Förderung von Chancengerechtigkeit mit dem Schwerpunkt Antisemitismus und Rassismus, der von einer großen Gruppe von Delegierten unterstützt wurde, fand in der Aussprache sehr viele Befürworter. Ein weiterer Antrag des Vorstands sah konkurrierend dazu die Einrichtung einer Kommission vor, die sich mit Diskriminierung von Behinderten, queeren Personen sowie von Rassismus und Antisemitismus betroffenen Menschen zeitgleich beschäftigen und ein einheitliches Konzept gegen Ausgrenzung entwickeln sollte. Dieser Antrag wurde aufgrund der Heterogenität der betroffenen Gruppierungen von mehreren gDelegierten kritisch gesehen. Per Geschäftsordnungsantrag wurden beide Anträge an den Vorstand überwiesen.

Resolutionen

Der 44. Deutsche Psychotherapeutentag in Würzburg hat am 12. und 13. April 2024 folgende Resolutionen verabschiedet:

 

Kundgebung fordert geregelte Finanzierung der Psychotherapie-Weiterbildung

Mehr als 150 Demonstrierende versammelten sich am 12. April in Würzburg, um unter dem Motto „Psychotherapie in Gefahr - Weiterbildung finanzieren!“ zu protestieren. Der Anlass war der 44. Deutsche Psychotherapeutentag, der an diesem Tag in Würzburg stattfand.

Die zentrale Forderung lautete: Die neue Weiterbildung für Psychotherapeut*innen benötigt dringend eine geregelte Finanzierung, um eine weitere Verschlechterung der psychotherapeutischen Versorgung zu verhindern. Gemeinsam mit Studierenden, Hochschullehrer*innen, Psychotherapeut*innen in Ausbildung, neuapprobierten Psychotherapeut*innen, Vertreter*innen von Ausbildungsstätten, Psychotherapeutenverbänden, Psychotherapeutenkammern und Delegierten des DPT setzte die PTK Hessen ein deutliches Zeichen gegen die politische Untätigkeit. Dr. Heike Winter, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hessen, wies auf die gravierenden Folgen hin: „Ohne Finanzierung der Weiterbildung gibt es keine Weiterbildungsstellen und damit auch keine Fachpsychotherapeut*innen für die Übernahme von Praxissitzen und Sicherstellung der ohnehin extrem angespannten Versorgungssituation für psychisch kranke Menschen. Psychotherapeut*innen, die heute nicht weitergebildet werden, fehlen morgen in der Versorgung.“

Für die betroffenen Studierenden trat Felix Kiunke ein, der im vergangenen Herbst eine Bundestagspetition mit über 70.000 Unterschriften initiiert hatte, und verdeutlichte die schwierige Situation für die zukünftigen Psychotherapeut*innen, die weiterhin unter prekären Bedingungen ihre Weiterbildung absolvieren müssten, wenn die Politik nicht endlich reagiert.

Die Petition zur Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung hatte der Bundestag am 13. Dezember 2023 mit dem höchstmöglichen Votum „zur Berücksichtigung“ an die Bundesregierung überwiesen. Die empfohlenen Regelung zur Finanzierung steht jedoch bis heute aus.

Unter den Demonstrierenden befand sich auch Bundeskammerpräsidentin Dr. Andrea Benecke: „Die Finanzierungslücke ist klar definiert. Die Maßnahmen, sie zu schließen, liegen lange auf dem Tisch.“, forderte Dr. Benecke.

Auch die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention Judith Gerlach war bei der Kundgebung anwesend und unterstützte die Forderungen. Denn ohne eine Gesetzesänderung werden viele Absolvent*innen des neuen Studiengangs keine Weiterbildungsstätte finden. Dies würde die zukünftige psychotherapeutische Versorgung in Deutschland enorm gefährden.

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