43. Deutscher Psychotherapeutentag – Versorgung psychisch kranker Menschen verbessern und Finanzierung der Weiterbildung sichern!

27.11.2023 | Kategorie:

Mitte November fand der 43. Deutsche Psychotherapeutentag statt. Auf der Tagesordnung standen die Umsetzung der Weiterbildungsordnung (WBO) für Psychotherapeut*innen, die Änderung der Musterweiterbildungsordnung (MBWO) für PP/KJP, das eLogbuch für PtW, die Wahl zweier Ausschüsse sowie verschiedene Finanzthemen und Resolutionen.

43. Deutscher Psychotherapeutentag
Versorgung psychisch kranker Menschen verbessern und Finanzierung der Weiterbildung sichern!

Am 17. und 18. November fand der 43. Deutsche Psychotherapeutentag (DPT) in Berlin statt. Für Aufsehen sorgte gleich zu Beginn Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach, der in seinem digitalen Grußwort kein Wort darüber verlor, wie die Regierung die psychotherapeutische Versorgung und die Finanzierung der Weiterbildung angehen will. Auf der Tagesordnung des DPT standen die Umsetzung der Weiterbildungsordnung (WBO) für Psychotherapeut*innen, die Änderung der Musterweiterbildungsordnung (MBWO) für PP/KJP, das eLogbuch für PtW, die Wahl zweier Ausschüsse sowie verschiedene Finanzthemen.

„Der Minister schweigt sehr laut“
Eröffnet wurde der DPT mit einem Video-Grußwort von Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach. Nach 2:33 Minuten leerer Worte reagierten die Zuschauer*innen enttäuscht mit Stille. Anschließend trat Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) auf das Podium: „Manchmal ist das, was gesagt wird, weniger wichtig als das, was nicht gesagt wird. Der Minister schweigt sehr laut und sehr deutlich zu den drängenden Fragen der psychotherapeutischen Versorgung und Weiterbildung.“ In ihrer Eröffnungsrede betonte sie, dass die konkreten Maßnahmen zum Abbau der Wartezeiten, zur Verbesserung der Versorgung und zur Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung jetzt notwendig seien. Sie übte starke Kritik am Bundesgesundheitsminister und forderte, die Psychotherapie im sogenannten Versorgungsgesetz I zu verankern sowie Regelungen für die Umsetzung der Weiterbildung zu schaffen. Ihr Appell: Die Zeit zum Handeln wird knapp!

Student Felix Kiunke, der zuletzt durch sein Engagement im Rahmen der Petition zur Finanzierung der Weiterbildung bekannt wurde, bedankte sich für die Unterstützung bei den erreichten 72.106 Stimmen. Er kritisierte die Uninformiertheit des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), die unter anderem während der Anhörung im Petitionsausschuss zu Tage kam.

Umsetzung der Weiterbildungsordnung – große Sorge wegen fehlender Finanzierung
Stellvertretend für den Bundeskammervorstand thematisierte Vorstandsmitglied Dr. Nikolaus Melcop in seinem Vortrag die praktische Umsetzung der Musterweiterbildungsordnung für Psychotherapeut*innen. Er prognostizierte rund 1.000 Absolvent*innen für 2024 und ein Jahr später bereits ca. 3.000. Hinzu komme, dass ab 2025 alle Absolvent*innen für einen Arztregistereintrag auch eine Weiterbildung benötigen. Folglich sei spätestens 2025 mit einem starken Anstieg der Nachfrage nach Weiterbildungsstellen zu rechnen.

In fast allen Landeskammern seien die rechtlichen Voraussetzungen für die Weiterbildung geschaffen, nun stehe die Umsetzung an und die bringe große Herausforderungen für das Kammersystem mit. Insbesondere, weil die Mitwirkung durch eine Vielzahl von Akteuren erforderlich sei: Kammerangehörige als Befugte, Supervidierende, Selbsterfahrungsleiter*innen, Lehrende. Außerdem Praxisinhaber*innen, Träger*innen von Ambulanzen, Instituten, Kliniken und weitere Einrichtungen. Mit der Weiterbildung im institutionellen Bereich sollen Leuchtturmprojekte geschaffen werden. Im Fokus sei dabei die Weiterbildung in der Jugendhilfe. Der BPtK-Vorstand verstehe die Umsetzung der Weiterbildung als lernendes System, was durch den Austausch mit den Landeskammern kontinuierlich überprüft und ggf. nachgebessert werden soll. Dazu werde die Gremienstruktur, die in den vergangenen Jahren die MBWO erarbeitet hat, in eine neue Arbeitsstruktur überführt.

In der Diskussion wurden verschiedene Perspektiven geteilt. Das überwiegende Meinungsbild zeigte, dass über die inhaltliche Umsetzung Klarheit besteht, über die organisatorische sowie finanzielle Umsetzung jedoch große Sorge und Ratlosigkeit. Zusätzlich besteht die Befürchtung, die Qualität der Weiterbildung könne in Anbetracht des hohen Zeitdrucks leiden. Auch die PTK Hessen hatte in den vorangegangenen Monaten viele Fragen und Verärgerung aus der Mitgliedschaft erreicht. Dementsprechend gering ist die Zahl der Anträge für Weiterbildungsstätten bislang. Diesen Hintergrund nahm Else Döring, Vizepräsidentin der PTK Hessen, zum Anlass, die dringende Entwicklung eines Plan B für die Finanzierung der Weiterbildung auf dem Podium anzuregen, anstelle ausschließlich auf die Politik zu warten und auf eine Lösung von dieser Seite zu hoffen. Der BPtK-Vorstand zeigte sich optimistischer: Es sei ein Prozess, der unterschiedliche und individuelle Lösungen für die einzelnen Bereiche brauche.

Änderung der Musterweiterbildungsordnung
Der 41. DPT hatte die Kommission Zusatzqualifizierung damit beauftragt, die MWBO für Psychologische Psychotherapeut*innen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen auf Grundlage der MBWO für Psychotherapeut*innen zu überarbeiten. Mit einem sehr knappen Ergebnis, wurde gegen den Antrag zur Beibehaltung der Bereichsweiterbildung „Gesprächspsychotherapie“ gestimmt. Die Änderungen in der MBWO haben zunächst keine Auswirkungen auf die hessische WBO, sodass die Gesprächspsychotherapie weiterhin als Bereichsweiterbildung absolviert werden kann. Ein Antrag zur Änderung der Selbsterfahrungsanforderungen in der Weiterbildung „Analytische Psychotherapie“ wurde ebenfalls abgelehnt. Die Anerkennung von Leistungen aus der Ausbildung auf die Weiterbildung wurde mit großer Mehrheit angenommen. Ebenso die Beauftragung der Kommission Zusatzqualifikation mit der Überarbeitung der beiden Bereichsweiterbildungen „Psychotherapie bei Diabetes“ und „Spezielle Schmerzpsychotherapie“.

eLogbuch ab jetzt BPtK-Sache
Der Antrag zur Beauftragung der BPtK mit der Vorbereitung sowie Durchführung der Vergabe, der Entwicklung und dem Betrieb eines elektronischen Logbuchs (eLogbuch) wurde angenommen – das  bisher größte IT-Projekt der Landeskammern und der BPtK. Das eLogbuch ist eine Softwarelösung, die es künftig erlauben soll, erbrachte und noch zu erbringende Weiterbildungsleistungen sowie den Umgang von Weiterbildungsbefugnissen elektronisch zu dokumentieren und aktuell abzurufen. Chancen durch ein eLogbuch sieht die BPtK für die Landeskammern insbesondere darin, dass statistische Daten zur Nutzung in der politischen Arbeit erhoben werden. Dazu zähle zum Beispiel die Kenntnis über die Anzahl und die angestrebten Fachgebiete der Weiterbildungsteilnehmer*innen. Letztere hätten vor allem in der praktischen Handhabung einen Vorteil durch das eLogbuch, im Vergleich zu einer Papiervariante.

Durch einen Beschluss des DPT wurde ein Nachtragshaushalt für das Jahr 2023 verabschiedet, der bereits getätigte Ausgaben für das eLogbuch im Jahr 2023 abbildet. Unter dem Tagesordnungspunkt „Finanzen“ wurde außerdem der Jahresabschluss der BPtK für das Jahr 2022 vorgestellt und einstimmig angenommen. Das Haushaltsjahr schließt mit einem Defizit von rund 300.000 Euro ab. Die Entlastung des Vorstands für dasselbe Jahr erhielt ebenfalls ein einstimmiges positives Votum.

Neuwahlen der Ausschüsse
Auch personell gab es Veränderungen, zwei Ausschüsse wurden neu gewählt. An dieser Stelle gratuliert die PTK Hessen Ariadne Sartorius, Delegierte der PTK Hessen, zur Wahl in den Ausschuss „Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie“. Unsere Glückwünsche gehen zudem an Matthias Heitmann, PTI-Ausschuss PTK Hessen, und Karl-Wilhelm Höffler, Vorstand sowie u.a. PTI-Ausschuss PTK Hessen, zur Wahl in den Ausschuss „Psychotherapie in Institutionen“.

Ausschuss „Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie“
Cornelia Beeking (NRW)
Jörg Herrmann (Niedersachsen)
Bettina Meisel (NRW)
Nicole Nagel (Bayern)
Prof. Dr. Betteke van Noort (Berlin)
Ariadne Sartorius (Hessen)
Ken Schönfelder (OPK/Sachsen)
Oliver Staniszewski (NRW)
Christoph Treubel (Bayern)

Ausschuss „Psychotherapie in Institutionen“
Elisabeth Dallüge (NRW)
Mathias Heitmann (Hessen)
Karl-Wilhelm Höffler (Hessen)
Marcel Hünninghaus (Rheinland-Pfalz)
Dr. Christina Jochim (Berlin)
Dr. Georg Kremer (NRW)
Mechthild Leidl (Bayern)
Hans-Jürgen Papenfuß (OPK)
Sophia Schmalbrock (Bayern)

Resolutionen
Folgende Resolutionen hat der 43. DPT verabschiedet:

 

 

 

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