Unterstützung für Geflüchtete aus der Ukraine

Täglich erreichen uns die schrecklichen Nachrichten und Bilder vom Krieg in der Ukraine. Immer mehr Menschen, vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen, müssen Ihre Heimat verlassen und sind auf der Flucht. Die Zahlen der zu uns geflüchteten Menschen steigen kontinuierlich an. Viele Kolleg*innen fragen nach Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten, die sie jetzt leisten können. Auf dieser Seite stellen wir Ihnen Informationen und Unterstützungsmöglichkeiten der Psychotherapeuten Kammer Hessen und darüber Hinaus eine Sammlung an weiterführenden und hilfreichen Links zusammen.

Seit einem Jahr wird die Heimat der Ukrainer*innen zerstört, Menschen getötet, Familien auseinandergerissen. Millionen Menschen mussten Ihre Heimat verlassen. Auch in Hessen sind haben Zehntausende Zuflucht gesucht.

Gleich nach Beginn des Angriffskriegs der russischen Regierung wurde schnell klar, dass dieser Gewaltakt eine Fluchtwelle auslösen würde und ebenso schnell waren wir uns als Kammer einig, dass wir für die Geflüchteten, die in Hessen ankommen, aktiv werden wollen. Deshalb sahen wir uns als Vertretung unseres Berufsstandes dazu in der Pflicht, unsere Profession zu nutzen und unmittelbar ein Unterstützungsangebot ins Leben zu rufen. Bereits Anfang März 2022 haben wir unsere Mitglieder zur ehrenamtlichen Notfallversorgung aufgerufen - und die Rückmeldungen waren überwältigend!

Knapp 500 Mitglieder
haben sich seitdem zum Ehrenamt angemeldet!

Knapp 500 hessische Psychotherapeut*innen haben sich dazu bereit erklärt, Geflüchteten aus der Ukraine ehrnamtlich psychosoziale Unterstützung zu leisten. Durch die Zusammenarbeit mit dem hessischen Städte- und Landkreistag wurden die Kontakte der Ehrenamtler*innen an die entsprechenden Stellen vor Ort weitergeben, um auf kurzem Wege Hilfe anbieten zu können.

Weitere Informationen finden Sie in unserem F&A zur ehrenamtlichen psychotherapeutischen Notfallversorgung von Kriegsgeflüchteten.

Fortbildung für Psychotherapeut*innen

Fortbildungsverantsaltungen

Psychotherapeutische Notfallversorgung von Kriegsgeflüchteten
Wir sind überwältigt von dem großen Interesse unserer Mitglieder! Am 23. März haben rund 500 Teilnehmende unsere Fortbildungsveranstaltung online verfolgt. Im Rahmen dessen wurden inhaltliche, rechtliche sowie kulturelle Informationen zur psychotherapeutischen Notfallversorgung von Kriegsgeflüchteten vermittelt. Darüber hinaus haben uns zahlreiche Fragen im Laufe der Veranstaltung erreicht, die aus zeitlichen Gründen leider nicht alle beantwortet werden konnten. Hier finden Sie das F&A zur Veranstaltung. Aufgrund des starken Informationsbedürfnisses planen wir ausßerdem bereits weitere Veranstaltungen. Mehr Informationen dazu folgen.

Psychotherapie mit Kriegsgeflüchteten
Um den langfristigen Folgen der Erlebnisse aus Krieg und Flucht gerecht werden zu können, haben wir zur Unterstützung unserer Mitglieder im vergangenen Jahr eine Fortbildungsreihe zu Psychotherapie mit Kriegsgeflüchteten angeboten.

Kultursensitive Psychotherapie – Psychotherapeutische Kompetenzen auf Grundlage interkulturellen Wissens“
Fortbildungsreihe gemeinsam mit der Türkisch-Deutschen-Gesundheitsstiftung, online
20.01.2023: Grundlagen
17.02.2023: Selbstreflexion
17.03.2023: Diagnostik
28.04.2023: Therapie
16.06.2023: Besonderheiten in Psychotherapie mit Kindern und Jugendliche
 
Weitere Informationen und die Anmeldung finden Sie unter: www.ptk-veranstaltung.de

Fortbildungsmaterial

Psychotherapeutische Behandlung von Erwachsenen mit akuten Belastungsstörungen - Prof. Dr. Christoph Kröger, Universität Hildesheim

Broschüren zum Thema Trauma bei Erwachesenen sowie Kindern und Jugendlichen - Zentrum für Trauma- und Konfliktmanagement Köln

Broschüren zum Thema Trauma der Unfallkasse Berlin: Trauma - was tun? Für Erwachsene und für Menschen, die mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Auf Ukrainisch und Russisch.
Ukrainisch (für Erwachsene)
Ukrainisch (für Menschen, die mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen zu tun haben)
Russisch (für Erwachsene)
Russisch (für Menschen, die mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen zu tun haben)

 

Kinder und Krieg

Wie erkläre ich Kindern den Krieg?

Seit dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine kursiert eine endlose Zahl an Bildern, Videos, Informationen und Meinungen durch die Nachrichten und soziale Medien. Unweigerlich gelangen diese auch unter die Augen von Kindern und Jugendlichen. Und dann gibt es die Kinder, die schreckliche Zerstörung und Tod vor Ihren eigenen Augen gesehen haben, ihre Väter verabschieden mussten, die Flucht erlebt haben. Eine zentrale Frage dabei: Wie erkläre ich meinen Kindern den Krieg in der Ukraine? Wir wollen Ihnen hier allgemeine Antworten auf diese Frage sowie Tipps für altersgerechte Information geben und darüber hinaus den Elternratgeber für Geflüchtete zur Verfügung stellen, der speziell auf die Unterstützung von geflüchteten Kindern abzielt.

Altersgerecht / Fragen stellen / Ernst nehmen / Ruhe bewahren

Wichtig ist vor allem, dass Eltern die Inhalte und auch die Wortwahl an das Alter des Kindes anpassen. Je jünger ein Kind, um so einfacher und anschaulicher sollte die Information ausfallen. Ältere Kinder verstehen schon kompliziertere Zusammenhänge. Speziell bei Jugendlichen, die freien Zugang zu sozialen Medien haben, spielt das Thema „Fake News“ eine wichtige Rolle. Auch dafür sollten Eltern Ihre Kinder in diesem Kontext dringend sensibilisieren und darüber aufklären, dass es ein Interesse geben kann, falsche Nachrichten zu verbreiten.

Für alle Altersgruppen gilt: Keine Vorträge halten, sondern sich daran orientieren, was die Kinder wirklich wissen wollen. Es ist hilfreich, das Kind die Fragen stellen zu lassen. Dringend vermeiden sollten Erwachsene jegliche Form von Panikmache. Eltern sollten das aufgreifen, was Kinder wissen wollen und darauf Antworten geben. Dadurch signalisieren sie, dass sie das Kind sowie seine Gedanken und Sorgen wahrnehmen und vor auch ernst nehmen. Das kann bereits eine tröstende Wirkung auf Kinder haben.

Und was ist mit den Eltern? Sollten sie ihre Gefühle und Sorgen vor den Kindern verbergen? Kinder kennen ihre Eltern meist sehr gut und sie können an kleinen Zeichen erkennen, wie es ihnen geht. Deshalb ist es in diesem Zusammenhang sinnvoll offen die eigenen Gefühle zu benennen ohne zu dramatisieren. Sinnvoll ist es, zu erklären, wie und warum solche Gefühle da sind und wie man mit ihnen umgehen kann.

Solche Gespräche sollten in einer ruhigen Atmosphäre und ohne Zeitdruck geplant werden. Dazu bieten sich verschiedene Situationen im Familienalltag an, wie zum Beispiel nach der Schule, wenn die Kinder nach Hause kommen, das gemeinsame Abendessen, beim entspannten Frühstück am Wochenende. Sollten die Kinder das Thema nicht von selbst ansprechen, können Eltern das Gespräch von sich aus initiieren, indem sie von ihren Erfahrungen erzählen, was sie erlebt oder gehört haben und beim Kind nachfragen, ob es bereits in der Schule davon gehört hat. Sollte doch eine spontane Situation „zwischen Tür und Angel“ entstehen, in der das Kinder eine Frage stellt, ist es auch dann sinnvoll eine kurze Antwort zu geben.

Empfehlenswert ist es auch, altersgerechte und seriöse Medieninhalte zur Unterstützung heranzuziehen. Diese können zusammen angeschaut und besprochen werden. Hier haben wir Ihnen eine Auswahl zusammgetragen. Besonders für jüngere Kinder sind die Bilderbücher geeignet, die sich allgemein mit den Themen Konflikte, Krieg und Flucht auseinandersetzen. Für älter Kinder einige Links zum Thema Ukrainekrieg.

Buchtipps
Irgendein Berg - Peter Hammer Verlag (Zur Entstehung von Konflikten)
Der Anfang - Bohem  Verlag (Nach dem Krieg)
Wasims Weste - Kids in Balance (Flucht)
Rosalie: Als mein Vtaer im Krieg war - Gerstenberg Verlag (Verlust des Vaters)
Weltkugel 3: Wie ist es, wenn es Krieg gibt?: Alles über Konflikte | Große Fragen kindgerecht erklärt

Onlineangebote
ZDF Logo! Erklärung der Situation https://www.zdf.de/kinder/logo/ukraine-putin-einfach-erklaert-100.html
ZDF Logo! Tipps gegen Angst https://www.zdf.de/kinder/logo/wenn-euch-nachrichten-angst-machen--100.html
WDR „neuneinhalb“ Kindernachrichten https://kinder.wdr.de/tv/neuneinhalb/nachrichten/index.html
Online-Forum „Frieden Fragen“ https://www.frieden-fragen.de/index.php

Geflüchtete Kinder

Sie sind aus Ihrer Heimat geflüchtet, vielleicht weil sie zerstört war oder dort Krieg geherrscht hat. Sie haben Ihr Zuhause verlassen, in dem sie mit Ihrer Familie gelebt hatten. Sie sind oft auf sehr beschwerlichen Wegen nach Deutschland gekommen. Sie sind geflohen, weil sie möglicherweise Ihr Leben und das Ihrer Kinder bedroht sahen. Auf der Flucht war vieles sehr schwierig. Wer solche Unsicherheit erlebt, trägt manchmal noch lange die Erinnerungen daran mit sich herum. Vor allem die Bilder von bedrohlichen Ereignissen sind nicht einfach zu vergessen. Die Angst, die damit verbunden war, steckt noch im Körper und in der Seele. Das ist normal. Das geht allen Menschen so. Aber manchmal leben die Erinnerungen weiter und weiter. Die Erinnerungen an ein fürchterliches Ereignis brennen manchmal wie eine körperliche Wunde. Diese Erinnerungen sind dann anders als die Erinnerungen, die man bis dahin kennt. Wenn man sich an bedrohliche Ereignisse erinnert, ist es so, als erlebe man die Bedrohung wieder. Es ist gar nicht so, als sei das Erlebte vergangen. Es ist so, als kehrte das Erlebte mit den Erinnerungen zurück. Die Erinnerungen werden nicht immer blasser, sondern bleiben stark und lebendig. Solche Erinnerungen machen es schwierig, wieder ein ganz normales Leben zu führen.

Kindern kann es ähnlich ergehen. Vielleicht sind Veränderungen bemerkbar. Vielleicht ist das Kind sehr schreckhaft geworden. Vielleicht schläft es schlecht und wacht aus bösen Träumen auf. Kinder und Jugendliche sind besonders empfindlich und können durch bedrohliche Erlebnisse stark erschüttert werden. Sie reagieren sehr unterschiedlich und jeweils auf eigene Weise auf Ereignisse, die zu viel für sie waren. Manche ziehen sich zurück. Sie sind niedergeschlagen und traurig. Andere sind sehr unruhig oder viel aktiver als früher. Große Kinder benehmen sich plötzlich wie kleine Kinder. Manchmal machen sie nachts wieder ins Bett. Andere Kinder wollen alles bestimmen und unter ihre Kontrolle bringen. Ältere Kinder und Jugendliche sagen manchmal, dass sie nicht mehr an die Zukunft glauben. Sie sagen, dass sie nicht erwachsen oder alt werden.

Elternratgeber Geflüchtete - verfügbar auf Deutsch, Englisch, Ukrainisch und Russisch

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