Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung im Kindes- und Jugendalter

Die „Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung“ (F90.0) ist umgangssprachlich auch als ADHS (= Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) bekannt. Sie beschreibt ein andauerndes Verhaltensmuster aus Unaufmerksamkeit, motorischer Überaktivität und Impulsivität. Dabei müssen alle drei Kriterien in einem Ausmaß vorhanden sein, das über das alterstypische Maß hinausgeht. Da eine solche Unterscheidung oft im Kleinkind- oder Kindergartenalter oft noch nicht möglich ist, wird die Störung meistens erst ab dem Schuleintritt festgestellt. Sie beginnt immer im Kindes- und besteht häufig noch bis in das Jugend- und Erwachsenenalter. Die Betroffenen sind durch die Probleme in mehreren Bereichen ihres Lebens beeinträchtigt. Die Unaufmerksamkeit könnte sich beispielsweise darin äußern, dass ein Kind viele Flüchtigkeitsfehler macht, sich schnell ablenken lässt und vergesslich ist. Die motorische Überaktivität könnte sich durch Zappeln oder Herumlaufen zeigen. Von Impulsivität wird gesprochen, wenn das Kind beispielsweise nur schwer abwarten kann oder andere unterbricht. Obwohl eine Diagnose oft erst im Grundschulalter oder später erfolgt, sind Hinweise auf die Erkrankung teilweise schon früh beobachtbar. Säuglinge sind oft schwieriger zu beruhigen, schreien viel, sind unruhig und zeigen Auffälligkeiten im Schlaf- und Essverhalten. Später zeigen sich dann zunehmend mehr die Rastlosigkeit, geringe Frustrationstoleranz und Konzentrationsspanne der betroffenen Kinder. Wenn bei einem Kind eine Aufmerksamkeitsstörung vorliegt, dieses aber nicht unter Überaktivität leidet, spricht man von einer „Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität“ (F98.8). Umgangssprachlich ist dieser Typ auch als ADS (= Aufmerksamkeitsdefizitstörung) bekannt. Im Gegensatz zu vielen anderen psychischen Erkrankungen geht man bei Aufmerksamkeitsstörungen davon aus, dass sie größtenteils genetisch bedingt sind. Liegt die Erkrankung bereits in der Familie vor, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für das Kind ebenfalls betroffen zu sein. Es wird geschätzt, dass etwa 5% aller Kinder an ADHS leiden. Jungen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Mädchen.